Kita-Betreuerin versucht Kinder immer wieder zu ersticken
Warum tötete die Erzieherin (25) die kleine Greta (†3)?

Eine 25-jährige Erzieherin steht unter Mordverdacht: Sie soll die dreijährige Greta in Viersen (D) getötet haben. Jetzt kommt aus: An ihren früheren Arbeitsstellen gab es verdächtige Notfälle mit anderen Kindern. Hat sie das Münchhausen-Stellvertreter-Syndrom?
Publiziert: 29.05.2020 um 17:18 Uhr
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Die Trauer um die kleine Greta (†3) ist gross.
Foto: keystone-sda.ch

In einer Kita im deutschen Viersen stirbt Anfang Mai ein kleines Mädchen. Dabei steht eine ehemalige Erzieherin (25) unter dringendem Tatverdacht, die kleine Greta (3) getötet zu haben. Das Mädchen wurde mit Atemstillstand aus der Kita ins Krankenhaus gebracht, wo es wenige Tage später starb. Es war nicht das erste Mal: Die Erzieherin soll insgesamt mindestens in vier Kitas Kinder misshandelt und bei ihnen bewusst Atemprobleme verursacht haben.

Jetzt kommt ans Licht: Obwohl die Arbeitszeugnisse der jungen Frau durchwegs schlecht ausgefallen seien, weil ihre Arbeitskollegen der Ansicht waren, sie könne nicht mit Kindern umgehen, fand sie immer wieder einen neuen Job als Erzieherin, wie «RTL» berichtet.

Plötzliche Krämpfe bei Buben

Ihre Übergriffe auf wehrlose Kleinkinder begannen wohl im November 2017 in einer Krefelder Kita. Damals beaufsichtigte die Erzieherin die Kinder beim Mittagsschlaf: Sie kam aus dem Schlafraum und sagte den anderen Erzieherinnen, dass mit einem Buben etwas nicht in Ordnung sei. Der Dreijährige hatte die Augen verdreht, war schlaff und nicht ansprechbar. Das Kind wurde notärztlich versorgt und kam ins Spital. Danach bekam der Bub zu Hause immer wieder krampfartige Anfälle.

Im Februar 2018 kam es zu zwei weiteren Fällen mit demselben Kind. Die Kita-Kinder spielten draussen frei herum. Plötzlich sei der Dreijährige nicht mehr ansprechbar gewesen, war schlaff und hatte verdrehte Augen. Die Polizei prüft nun, ob die Erzieherin auch in diesen Fällen etwas damit zu tun haben könnte.

Wurde 2019 dringend geraten, psychologische Hilfe zu suchen

Im August im selben Jahr begann die 25-Jährige an einer neuen Stelle in einer Kita in Kempen. Dort soll es laut den Ermittlern sogar zu vier Vorfällen mit einem 2 Jahre alten Jungen gekommen sein. Auch in diesen Fällen hatte das Kind plötzlich Atemnot und wurde im Spital behandelt. Ein Jahr später verliess sie auch diese Kita.

Dazwischen hatte die Erzieherin sogar behauptet, Opfer eines Übergriffs geworden zu sein, präsentierte gar Wunden, die ihr von einem Angreifer zugefügt worden seien. Schnell wurde der Polizei klar: Die Schnittwunden im Gesicht hat sie sich wohl selber zugefügt. Ihr wurde damals dringend geraten, psychologische Hilfe zu suchen.

Trotz des miserablen Zeugnis bekommt sie die Stelle in Viersen

Bereits im September fand sie schon wieder eine neue Stelle: Eine Kita in Tönisvorst. Auch dort kriegte ein zweijähriges Kind Atemprobleme. Die Betreiber der Kita schöpften aber keinen Verdacht, weil das Kind an einer Vorerkrankung litt.

Kurz darauf wurde die 25-Jährige aus Verhaltensgründen entlassen: «Sie fand nie den Zugang zu den Kindern und hatte überhaupt keine Empathie. Deshalb haben wir nach weniger als zwei Monaten das Arbeitsverhältnis aufgelöst», sagt Christian Dückers, Vorstandsmitglied der Kindergarten Elterninitiative in Tönisvorst zu «RTL».

Trotz des miserablen Zeugnis bekam sie eine weitere Stelle in Viersen, wo sich im Mai dieses Jahres, der Tod von Greta (†3) ereignete. Nun ermittelt die zuständige Polizei beim Todesfall. Die Erzieherin sitzt in Haft und schweigt zu den Vorwürfen.

Handelt es sich um das Münchhausen-Stellvertreter-Syndrom?

Doch warum sollte die junge Frau die kleine Greta (†3) töten und andere Kinder in Lebensgefahr bringen? «Allein die Tatsache, dass es ähnliche Vorfälle auch in anderen Kitas gab und die Umstände der Tat lassen mich an das Münchhausen-Stellvertreter-Syndrom denken», sagt Psychiater Borwin Bandelow (68) zur «Bild».

In vier von fünf Fällen würde es sich um Frauen handeln, die einen Helferberuf, wie Krankenschwester oder Erzieherinnen ausüben, so der Psychiater. «Es wird ihnen ein Kind übergeben und sie versuchen, dieses zu ersticken. Ziel ist: Eine Reanimation durchzuführen, um anderen Kolleginnen zu zeigen, dass sie sehr gut sind. Sie wollen gelobt werden», erklärt Bandelow weiter. (sib)

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