Rund 1,5 Millionen Menschen haben gestern in Paris der Opfer der islamistischen Anschlagsserie gedacht.
Angeführt wurde der «Republikanische Marsch» durch die französische Hauptstadt von Präsident François Hollande – und 50 weiteren Staats- und Regierungschefs.
Angesichts der geballten Ladung an Polit-Prominenz herrschte dichtes Gedränge im Demonstrations-Umzug. Und ein Gerangel um die besten Plätze in der ersten Reihe – möglichst Nahe an Gastgeber Hollande – nahm seinen Lauf.
Chef-Drängler Abbas
Den besten Ellbogeneinsatz bewies dabei Palästinenserpräsident Mahmud Abbas. Wie Fotos und TV-Aufnahmen zeigen, stand der Fatah-Politiker zu Beginn des Marsches in der dritten Reihe. Doch das schien ihm offenbar nicht gut genug.
Innert weniger Minuten schlich sich Abbas – zunächst an der Seite von EU-Ratspräsident Donald Tusk – nach vorne und schob sich zwischen die deutsche Kanzlerin Angela Merkel und den italienischen Ministerpräsidenten Matteo Renzi.
Durch das geschickte Manöver wurden einerseits die Schweizer Bundespräsidentin Simonetta Sommaruga an den Rand des Umzugs bugsiert. Andererseits stand Abbas nun genau gleich weit weg von Hollande wie sein Erzfeind Benjamin Netanjahu.
Sarko vs. Bibi
Der israelische Premier hatte es nämlich auch geschafft, sich von der zweiten Reihe aus zwischen EU-Kommissionpräsident Jean-Claude Juncker und den Präsidenten von Mali, Ibrahim Boubacar Keita zu drängen, der sich den Platz rechts von Hollande gesichert hatte.
Netanjahu seinerseits musste seine Top-Position zwischendurch aber abgeben, weil von hinten UMP-Chef und Ex-Präsident Nicolas Sarkozy heranpirschte und kurzzeitig neben Ibrahim Boubacar Keita mitmarschierte – bevor er wieder zurückfiel.
Nur die Amerikaner fehlten
Vermutlich wäre das Gerangel um die Spitzenplätze noch unrühmlicher ausgefallen, hätten auch hochrangige US-Amerikaner an dem Marsch teilgenommen. Doch Präsident Barack Obama blieb zu Hause, Aussenmintster John Kerry weilte an einer Investorenkonferenz in Indien.
Die Abwesenheit der US-Spitzenpolitiker sorgte für heftige Kritik. Kerry kündigte deshalb an, auf dem Rückweg von Indien in Frankreich vorbeizuschauen, «damit kristallklar ist, wie stark uns die Geschehnisse dort bewegen.»