US-Generalstabschef Mark Milley (64) gibt der Ukraine grünes Licht für die lange erwartete Frühlingsoffensive. Die Streitkräfte Kiews hätten ihre Schlagkraft «deutlich verbessert» im Vergleich zum Vorjahr, sagte Milley dem US-Magazin «Foreign Affairs». «Im Moment haben sie die Fähigkeit zum Angriff, sie können Offensivoperationen durchführen und sie haben auch die Fähigkeit zur Verteidigung.»
Der Entscheid, ob und wann die Gegenoffensive startet, liege allein beim Kommando der Ukraine: «Das hängt allein von ihnen ab. Sie müssen noch viel planen und koordinieren. Aber sie sind vorbereitet.»
Auch einen Sieg der Ukraine will Milley nicht voraussagen. Nach Beginn der Offensive sei alles möglich, so der ranghöchste US-Soldat: vom völligen Zusammenbruch der russischen Front bis hin zum kompletten Scheitern von Kiews Angriffswelle.
Russland in seinen Grundfesten erschüttert
Milley geht nicht davon aus, dass das Kampfgeschehen in diesem Jahr einen Sieger auf dem Schlachtfeld hervorbringt. Zwar habe es die Ukraine geschafft, mithilfe der USA und europäischen Nato-Partner etwa neun Brigaden mit kombinierten Waffen, Panzern und mechanisierten Infanterieeinheiten sowie leichter Infanterie auszubilden und auszurüsten.
Doch auch wenn es keine Kampfentscheidung gebe, Russland erreiche keines seiner Ziele in der Ukraine. Je nach Verlauf der erwarteten Kiewer Offensive: «Vernünftige Leute» in Moskau würden entweder im Verlauf der «nächsten Monate oder in einem Jahr oder zwei» davon überzeugt, sich an den Verhandlungstisch zu setzen, «weil sie nicht gewinnen werden». Der Krieg erschüttere Russland in seinen Grundfesten. Das gesamte Land leide.
Krieg krempelt Kriegswesen um
Der Konflikt in der Ukraine werde auch das Kriegswesen der Zukunft unwiederbringlich ändern, zeigt sich der Viersternegeneral überzeugt: «In Zukunft werden Lastwagen, Panzer und Bodentruppen zu einem sehr hohen Prozentsatz unbemannt sein. Die Robotik hält also sehr, sehr schnell Einzug in alle Streitkräfte, und zwar viel schneller, als die Leute vielleicht denken.» (kes)