Keine Unterlassungserklärung
Böhmermann bietet Erdogan die Stirn

Der deutsche Satiriker Jan Böhmermann steht zu seinem Schmähgedicht über Recep Tayyip Erdogan. Sein Anwalt erteilt dem türkischen Präsidenten eine Abfuhr.
Publiziert: 14.04.2016 um 11:16 Uhr
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Aktualisiert: 11.09.2018 um 17:16 Uhr
Aufmüpfig: das deutsche TV-Grossmaul Jan Böhmermann.
Foto: imago/STAR-MEDIA

Jan Böhmermann hat den türkischen Staatspräsidenten Recep Tayyip Erdogan beleidigt. Wegen des im deutschen TV-Sender ZDF vorgetragenen Schmähgedichts flatterte dem Satiriker eine Anzeige aus Ankara ins Haus. Der Vorwurf: Ehrverletzung.

In der Nacht auf heute lief nun um Mitternacht die Frist für die Einreichung einer von Erdogans Anwalt geforderten Unterlassungserklärung ab. Böhmermann und sein Rechtsvertreter liessen sie verstreichen, ohne dem Wunsch des türkischen Präsidenten nachzukommen.

Mit «freundlichen kollegialen Grüssen» teilte dies Böhmermanns Anwalt gestern am späten Abend in einem Schreiben an die Gegenseite mit.

Zartbesaitet: der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan.
Foto: REUTERS

Böhmermann steht also weiterhin zu seinem Schmähgedicht und nimmt somit in Kauf, dass er sich möglicherweise vor Gericht für seine Aussagen verantworten muss.

In seiner Satire bezeichnete Böhmermann Erdogan unter anderem als «schwul» sowie «pervers, verlaust und zoophil». Er misshandle Kurden und Christen, während er «Kinderpornos» schaue. Ausserdem sei sein Kopf so «leer wie seine Eier». Er sei der «Star auf jeder Gangbangfeier».

ZDF-Mitarbeiter rebellieren gegen Löschung

Wie die Nachrichtenseite «spiegel.de» heute berichtet, gibt es beim ZDF Widerstand gegen die Löschung des entsprechenden Beitrags aus der Online-Mediathek des TV-Senders. In einem intern verbreiteten Schreiben des Redakteursausschusses heisst es: «Wir würden es begrüssen, wenn die 'Schmähkritik' vom Giftschrank wieder in die Mediathek gestellt wird.» Personen der Zeitgeschichte müssten sich bitterböse Satire gefallen lassen, so die Begründung des Gremiums.

Doch die ZDF-Chefs bleiben hart, wie sie auf Anfrage der Online-Seite «focus.de» mitteilen. Der Sender halte an seiner Entscheidung fest, das umstrittene Schmähgedicht nicht mehr zu verbreiten, weil die Passage nicht den Qualitätsansprüchen und Regularien des ZDF entspreche.

Aus Angst vor Repressalien durch Erdogan-Anhänger steht Böhmermann unter Polizeischutz. Seine für heute geplante Sendung sagte er ab. (noo)

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