Auf einen Blick
- Bundestagswahl: Umfragen, Prognosen und Hochrechnungen begleiten den Wahlprozess
- Prognosen um 18 Uhr basieren auf Exit Polls direkt nach Stimmabgabe
- Hochrechnungen verwenden Teilergebnisse aus zufällig ausgewählten Stimmbezirken
Wagenknecht: Deutschland «keine freie Gesellschaft»
Sahra Wagenknecht, hat am Ende ihrer Wahlkampftour scharfe Kritik an der Meinungsfreiheit in Deutschland geübt. Wie die «Tagesschau» berichtete, zog sie dabei einen Vergleich zur ehemaligen DDR.
Vor einer Menschenmenge am Brandenburger Tor in Berlin erklärte Wagenknecht, dass sie in Ostdeutschland aufgewachsen sei. «Wenn man dort SED-Chef Erich Honecker einen Schwachkopf genannt hätte, dann hätte man sicherlich ziemlichen Ärger bekommen.» Weiter sagte sie: «Aber ehrlich gesagt, ich hätte mir nach der Wende nicht vorstellen können, dass ich 30 Jahre später schon wieder in einer Gesellschaft lebe, wo Menschen die Polizei nach Hause geschickt wird und sie angezeigt werden, weil sie einen Minister einen Schwachkopf nennen.» Wagenknecht nannte jedoch keinen Zusammenhang.
Steve Bannon rechnet mit starker AfD
Die bevorstehende Bundestagswahl in Deutschland erregt auch international Aufmerksamkeit. Wie das Magazin Stern berichtet, erwartet Steve Bannon, ehemaliger Berater von Donald Trump, einen «klaren und bedeutenden Erfolg» der AfD. Bannon sieht darin einen möglichen Rechtsruck in Europa.
Der rechte Publizist hatte bereits früher versucht, populistische Parteien in Europa zu unterstützen. Laut Stern gründete er dafür die in Brüssel ansässige «Bewegung». Aktuelle Umfragen geben Bannons Prognose zumindest nicht Unrecht: Die AfD liegt derzeit bei 21 Prozent und wäre damit zweitstärkste Kraft.
Neue Umfrage: Merz könnte ein Problem bekommen
Friedrich Merz (69) könnte ein Problem bekommen. Nach einer neuen Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Insa wird keine von Merz' präferierten Konstellationen Schwarz-Rot oder Schwarz-Grün eine Mehrheit bei der Bundestagswahl erlangen. Nur ein Bündnis von Union und AfD, das Merz aber entschieden ausschliesst, bekäme derzeit eine Mehrheit.
In einer Fernsehsendung am Mittwochabend, die von «Welt» und «Bild» übertragen wurde, hatte der CDU-Politiker noch einmal betont, wie wichtig ein starkes Ergebnis für die Union sei, um möglichst nur mit einem Koalitionspartner zusammenarbeiten zu können. Nur dann gäbe es die Chance auf einen Politikwechsel in Deutschland.
Scholz setzt auf noch unentschlossene Wähler am Sonntag
Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) hat sich mit Blick auf die Bundestagswahl optimistisch gezeigt: Er setzt auf zahlreiche noch unentschlossene Wählerinnen und Wähler. Er sei überzeugt, dass viele Menschen am Sonntag in die Wahlkabine gingen «und sich erst dann entscheiden, wen und welche Partei sie wählen», sagte Scholz am Mittwochabend beim TV-Duell von Bild und Welt TV.
Er glaube auch, dass letztlich dann viele «die Kreuze machen bei der SPD und auch mir einen neuen Auftrag geben, die nächste Regierung zu führen», fuhr Scholz fort. Die SPD lag in Umfragen zuletzt bei 15 bis 16 Prozent. Das Politbarometer des ZDF hatte vor einigen Tagen ergeben, dass noch 28 Prozent der Wahlberechtigten unentschlossen sind.
Habeck räumt ein: «Wahrscheinlichkeit» Kanzler zu werden, «nicht gigantisch gross»
Grünen-Kanzlerkandidat Robert Habeck rechnet eher nicht mit seinem Einzug ins höchste Regierungsamt. «Die Wahrscheinlichkeit ist jetzt nicht gigantisch gross, das räume ich ein», sagte Habeck am Mittwoch in der ARD-Sendung «Farbe bekennen». Seine Kandidatur für das Amt des Bundeskanzlers sei «natürlich immer eine kühne Ansage» gewesen, sagte Habeck – und fügte hinzu: «Ich weiss nicht, ob wir regieren können, aber wir wollen darum kämpfen, Verantwortung zu übernehmen.»
Für das Szenario einer Koalition mit der Union sieht Habeck mit «eine vergleichsweise grosse Übereinstimmung in der Haltung zur Ukraine und gegenüber Russland». Das sei «auch dringend notwendig, wenn ich jetzt sehe, was Donald Trump macht». Dass US-Präsident Trump nun der Ukraine die Schuld am Krieg mit Russland gebe, sei «ja kaum auszuhalten». Bei allen anderen politischen Fragen seien die Grünen und die Union aber «denkbar weit auseinander», so Habeck.
Alice Weidel im Porträt
Die AfD-Kanzlerkandidatin Alice Weidel sorgt für Kontroversen. Trotz ihrer gleichgeschlechtlichen Partnerschaft vertritt sie eine Partei, die gegen Homosexualität hetzt.
Ihre politische Strategie basiert auf kalkulierter Anpassungsfähigkeit und provokanten Aussagen. Das ganze Porträt findest du hier.
SPD-Generalsekretär lässt Zukunft von Olaf Scholz offen
SPD-Generalsekretär Matthias Miersch (56) lässt die politische Zukunft von Bundeskanzler Olaf Scholz (66, SPD) nach der Bundestagswahl am Sonntag offen. «Das wird er zu entscheiden haben. Und das wird sicherlich auch massgeblich vom Wahlergebnis abhängen», sagte Miersch der «Bild». Miersch gehe aber davon aus, dass die SPD am Wahltag besser abschneidet als aktuell in den Umfragen. «Es sind noch über 30 Prozent der Menschen unentschlossen», betonte Miersch.
Die grossen Umfrageinstitute sehen die SPD derzeit auf Platz drei bei rund 15 Prozent und damit nur etwa halb so stark wie die Union von Scholz-Herausforderer Friedrich Merz (69, CDU). Es wäre das bisher schlechteste SPD-Ergebnis bei einer Bundestagswahl. Zur Zukunft der SPD-Spitze sagte Miersch: «Ich warte diesen Wahltag ab. Dann analysieren wir, und dann gucken wir mal.» Scholz selbst hatte bereits angekündigt, nicht Minister in einem von Merz geführten Kabinett werden zu wollen.
Robert Habeck im Porträt
Der grüne Kanzlerkandidat Robert Habeck präsentiert sich als selbstreflexiv und bürgernah.
Als Wirtschaftsminister kämpfte er in der Ampelregierung gegen viele Krisen an. Kann er die «Merkel-Lücke» füllen? Das ganze Porträt findest du hier.
Das Wahlprogramm der AfD in sechs Punkten
Am 23. Februar findet in Deutschland die Bundestagswahl statt.
Blick stellt das Wahlprogramm der AfD vor. Den Artikel findest du hier.
Das Wahlprogramm der CDU in sechs Punkten
Am 23. Februar findet in Deutschland die Bundestagswahl statt.
Blick stellt das Wahlprogramm der CDU vor. Den Artikel findest du hier.
Der Weg von der Stimmabgabe bis zum amtlichen Endergebnis der Bundestagswahl ist lang und wird von Prognosen und Hochrechnungen begleitet. Ein Überblick der verschiedenen Erhebungen rund um die Wahl zum 21. Deutschen Bundestag am kommenden Sonntag.
Umfragen
Vor der Wahl erscheinen zahlreiche Umfragen von Meinungsforschungsinstituten. Das Prinzip dabei ist fast immer gleich: In der Regel zwischen tausend und 1500 zufällig ausgewählte Wahlberechtigte werden befragt. Auf dieser Grundlage wird dann von den Meinungsforschungsinstituten ein Ergebnis etwa für die Sonntagsfrage («Wenn am nächsten Sonntag Bundestagswahl wäre...») berechnet.
Diese Umfragen sind allerdings keine Prognosen für den Wahlausgang, sondern nur ein aktuelles Stimmungsbild. Umfragen «geben lediglich das Stimmungsbild für die Parteien zum jetzigen Zeitpunkt wieder und stellen keine Prognose für den Wahlausgang am 23. Februar dar», stellte die Forschungsgruppe Wahlen bei der Veröffentlichung des aktuellen «Politbarometers» klar. Bis zum Wahltag könnte es noch Veränderungen geben – «durch kurzfristige Entwicklungen, koalitionstaktische Überlegungen und unterschiedliche Mobilisierungserfolge der Parteien».
Übersehen wird oft auch, dass die Institute selbst immer auf einen Fehlerbereich hinweisen. Dieser liegt zwischen in der Regel bei plus/minus zwei oder drei Prozentpunkte – daraus ergibt sich eine beträchtliche Spannweite.
Prognosen
Die am Wahlsonntag um Punkt 18.00 Uhr veröffentlichten Prognosen lagen in der Vergangenheit dagegen oft schon ziemlich nah am Endergebnis, auch wenn zu diesem Zeitpunkt noch kein einziger Wahlzettel ausgezählt ist. Die Prognose beruht auf Befragungen von Wählern direkt nach Verlassen des Wahllokals. Sie füllen dazu einen Fragebogen der Wahlforscher aus. Diese sogenannten Exit Polls bilden die Grundlage für die Berechnungen der Wahlforscher.
Die Meinungsforschungsinstitute nehmen die Wählerbefragungen am Wahltag vor einzelnen ausgewählten Wahllokalen anonym vor. Niemand ist verpflichtet, Auskunft zu geben.
Hochrechnungen
Weniger als eine Stunde nach der Prognose werden in der Regel die ersten Hochrechnungen der Meinungsforschungsinstitute veröffentlicht. Diese beruhen dann nicht mehr auf Befragungen, sondern auf amtlichen Auszählungen in zufällig ausgewählten Stimmbezirken. Aus diesen amtlichen Teilergebnissen errechnen die Meinungsforschungsinstitute das wahrscheinliche Gesamtergebnis. Diese Zahlen werden im Verlauf des Wahlabends immer exakter, weil immer mehr Teilergebnisse einfliessen.
Amtliches Endergebnis
Das vorläufige Endergebnis veröffentlicht die Behörde der Bundeswahlleiterin in der Wahlnacht auf Grundlage der amtlichen Ergebnisse aus allen Wahlbezirken. In der Regel liegt dieses erste offizielle Ergebnis am frühen Montagmorgen vor. Das endgültige Ergebnis wird erst Wochen nach der Wahl verkündet.
Zunächst überprüft die Bundeswahlleiterin die von den Landeswahlausschüssen ermittelten Ergebnisse aus den 16 Bundesländern. Schliesslich stellt dann der Bundeswahlausschuss das Ergebnis fest, dem neben der Bundeswahlleiterin als Vorsitzender noch acht Beisitzer und zwei Richter des Bundesverwaltungsgerichts angehören.