Kein SpaceX-Triumph für Trump
Während Trump über Raketenstart jubelt, muten USA wie Krisenzone an

Es sollte seine grosse Bühne sein, der Start der bemannten SpaceX-Rakete in Florida. Trump spricht von einer «Inspiration» für die Nation. Stattdessen steht das Land am Abgrund, Chaos breitet sich aus. Die USA liefern Bilder, wie man sie aus Konfliktzonen kennt.
Publiziert: 31.05.2020 um 02:29 Uhr
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Aktualisiert: 02.06.2020 um 09:19 Uhr
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Zusammen mit seinem Vizepräsidenten Mike Pence (l.) bestaunt US-Präsident Donald Trump live den geglückten Raketenstart in Florida.
Foto: AFP
Daniel Kestenholz

«Wenn man so einen Anblick sieht, ist es unglaublich», sagte Trump (73), sichtlich beeindruckt, über den Start der bemannten SpaceX «Falcon 9»-Rakete am Samstag in Florida. Dies, nachdem er eben auf die Proteste gegen den Tod von George Floyd (†46) in Polizeigewalt angespielt hatte. Trump will, dass das Land Stolz zeigt, statt dass es sich sich selbst zerfleischt.

Das Wahljahr 2020 verläuft soweit gar nicht, wie sich dies der US-Präsident vorgestellt hat. Eine Virus-Pandemie zerstört die Wirtschaft, Jobs und das soziale Gefüge. Und jetzt rollt eine vom offenen Rassismus im Land herrschende Protestwelle gegen Polizeigewalt über Amerika. Städte verhängen Ausgangssperren, Bundesstaaten setzen die Nationalgarde ein.

Während sich im ganzen Land Chaos ausbreitet, hat sich Trump am Samstag mit seiner engsten Entourage eine kurze Flucht nach Florida gegönnt, zum Kennedy Space Center. Neun lange Jahre hat Amerika auf den ersten Raketenstart mit Astronauten an Bord hingearbeitet.

«Neid der Welt»

In Florida findet der US-Präsident grosse Worte: Mit dem erfolgreichen Start der bemannten Rakete hätten sich die USA «ihren prestigeträchtigen Platz als Anführer der Welt» zurückerobert. «Wir werden eine anhaltende Dominanz der USA im Weltraum sicherstellen.»

«Wir haben etwas kreiert, das den Neid der Welt auf sich zieht», fährt Trump fort, «und wir werden bald auf dem Mars landen, und wir werden bald die besten Waffen haben, die man sich in der Geschichte je vorstellen konnte.»

Diese besten Waffen der Welt helfen derzeit nicht, den Unmut im eigenen Land niederzuhalten. Der patriotische Hintergrund im US-Weltraumbahnhof Cape Canaveral hilft mitnichten, die Welle der Proteste und Gewalt aufzuhalten, die Amerika überrollt.

Trump will mit «Inspiration» vom Chaos ablenken

Trump versucht abzulenken: «Wir haben etwas Schreckliches erlitten», sagte Trump über den Tod von Floyd, als er auf dem Dach eines Gebäudes auf dem Kennedy Space Center Campus spricht. «Das ist einer der Gründe, warum ich heute hier sein wollte, und ich denke, jeder von Ihnen würde sagen, dass dies eine Inspiration war, um zu sehen, was wir gerade gesehen haben.»

Im Space Center bricht brüllender Jubel aus, als die Rakete tosend abhebt. Doch was Präsident Trump als «Inspiration» erachtet, fällt auf eine Zeit der Covid-19-Krise und gewalttätigen Proteste im ganzen Land.

Die Zahl der Corona-Todesfälle ist auf mehr als 100'000 geklettert, und seit dem Ausbruch der Floyd-Proteste starben mehrere Menschen, wurden Häuser und Autos zerstört, während Demonstranten und ein marodierender Mob durch US-Städte ziehen.

«Bösartigste Hunde und bedrohlichste Waffen»

Der Raketenstart hätte einen Tag des Triumphes für Trump und das Land markieren sollen. Doch die Nation blickt weg. Auf die eigenen Strassen, wo Krise und Chaos herrschen.

Trump zeigt null Verständnis für Kritik und die Aufrührer. Als er am Samstag vom Weissen Haus Richtung Florida aufbrach, zog er noch höhnisch über die Demonstranten her, die das Weisse Haus belagerten. Der Secret Service musste eingreifen und den US-Regierungssitz vorübergehend abriegeln.

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Die «bösartigsten Hunde und die bedrohlichsten Waffen» würden auf die Hausfriedensbrecher warten, so Trump auf Twitter, wenn sie den Zaun des Weissen Hauses durchbrächen.

Trump will zum Mond, auf den Mars und das Weltall erobern. Während vor seiner eigenen Haustür das komplette Chaos herrscht.

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