Kein Geld und viele Promis
So läuft das Hippie-Festival Burning Man

Für acht Tage wird im Niemandsland in Nevada eine Stadt für 70'000 Menschen aus dem Boden gestampft. Nun ist beim traditionellen Verbrennen der Holzstatue Burning Man ein Mann aus dem Thurgau ums Leben gekommen. BLICK erklärt, was man über das Hippie-Festival wissen muss.
Publiziert: 04.09.2017 um 20:56 Uhr
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Aktualisiert: 12.10.2018 um 15:51 Uhr
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Der 41-jährige Joel M. war zum ersten Mal auf dem Burning Man Festival. Er lief am Samstagabend auf den brennenden Mann zu. Warum er das tat, ist noch unklar.
Foto: REUTERS / Jim Bourg
Simona Boscardin

Für die acht Tage Burning Man entsteht Mitten in Nevadas Wüste jedes Jahr eine ganze Stadt. Die Einöde wird zur Black Rock City, in der die 70'000 Besucher Zelte, Stände und Kunstinstallationen aufstellen und feiern. Das Festival hat seinen Namen wegen der Verbrennung einer sich jährlich ändernden menschlichen Statue: des Burning Man. 

Seinen Ursprung hat das Festival in San Francisco. 1986 veranstaltete Larry Harvey die Veranstaltung angeblich aus Liebeskummer zum ersten Mal. Mit ihm feierten und zündeten rund 20 Personen den ersten Burning Man am Baker Beach in Kalifornien an. 

Danach kamen jährlich mehr Teilnehmer dazu, bis das Verbrennen der Statue am Strand verboten wurde und das Festival in die Black-Rock-Wüste von Nevada umzog. 

Am Burning Man gibt es keinen Kommerz 

Für das bizarre Kunstfestival wird für eine Woche eine Zeltstadt mitsamt Krankenhaus aus dem Wüstenboden gestampft, die hinterher wieder komplett abgebaut wird. Ein Team von ehrenamtlichen Mitarbeitern sorgt dafür, dass nach dem Festival keinerlei Spuren hinterlassen werden.

Die Macher des Burning Man schreiben auf ihrer Webseite: «Der Burning Man ist kein Festival, es ist eine Gemeinschaft.» Die Besucher bestimmen selbst, was am Festival läuft. Sie bauen Skulpturen, Bars und Tanzzelte. 

In dieser lebensfeindlichen Einöde eines ausgetrockneten Salzsees geht es um Freiheit, Kreativität und Miteinander. Auf dem Festival gibt es keinen Kommerz. Man kann also weder kaufen noch verkaufen und lebt eine Woche ohne Geld. Alles, was für das Überleben in der Wüste benötigt wird, muss selbst mitgebracht werden oder wird getauscht. Die Eintrittskarten für rund 380 Dollar muss man jedoch im Voraus bezahlen.

Aufwendige Kunstinstallationen

Neben der Burning-Man-Statue kommen vor allem abends die atemberaubenden, beleuchteten Kunstwerke besonders zur Geltung. Diese werden von rund 20'000 freiwilligen Helfern aufgebaut. Neben aufwendigen Kunstinstallationen fahren Hunderte von Mutant Vehicles und Fahrrädern umher, die ebenfalls geschmückt sind.

Natürlich sind am Burning Man auch Drogen ein Thema. Die Festivalzeitung «Black Rock City Weekly» geht offen damit um: «Klar, manche Menschen kommen zum Burning Man, um Yoga zu machen oder spirituelle Erleuchtung zu erfahren», heisst es dort im Drogen-Guide. «Wenn ihr aber nicht auf einmal alle lieben und Gruppenkuscheln wollt, lasst die Finger davon!», schreiben die Veranstalter weiter.

Veranstalter waren schon am World Web Forum in Zürich

Letzten Januar war Marian Goodell, CEO des Burning Man, Hauptrednerin an der Business-Konferenz World Web Forum in Zürich (BLICK berichtete). Goodell erklärte im Januar in einem Interview mit BLICK: «Wer am Festival war, sieht seine Stellung in der Welt anders. Das ist auch für Wirtschaftsbosse wichtig.»

Sie muss es wissen, denn am Burning Man lässt sich die Prominenz aus der Technologie-Branche gerne blicken. Neben Stammgästen wie Tesla-Chef Elon Musk zeigen sich auch die Google-Gründer Larry Page und Sergey Brin. Aber auch Stars wie Katy Perry, Heidi Klum oder Cara Delevingne besuchen den Burning Man. 

Marian Goodell, Organisatorin des Festivals, hat 70 Mitarbeiter unter sich und ein Budget von knapp 40 Millionen Dollar pro Jahr. An der Veranstaltung in Zürich waren unter anderem Pixar-Gründer Ed Catmull, Web-Erfinder Sir Tim Berners-Lee und der ehemalige Obama-Berater Jeff Eggers dabei.

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