Auf einen Blick
- Journalistin Cecilia Sala auf dem Weg nach Italien
- Sala war in Einzelhaft im berüchtigten Evin-Gefängnis in Teheran
- Seit 19. Dezember unter schlechten Bedingungen inhaftiert
Nach mehr als zwei Wochen Einzelhaft in einem Gefängnis im Iran ist die italienische Journalistin Cecilia Sala wieder frei. Die 29-Jährige ist mit einem Flugzeug der italienischen Luftwaffe zurück nach Italien geflogen. Am Mittwochabend kam sie in Rom an. Auf dem Flughafen Ciampino wurde Sala von Familie und Freunden erwartet. Es gab Tränen und Applaus. Auch Ministerpräsidentin Giorgia Meloni (47) war dabei. Der Fall hatte die Beziehungen zwischen Italien und dem Iran massiv belastet. Hinter den Kulissen wirkten auch die USA in den Verhandlungen mit.
Sala war am 19. Dezember in Teheran festgenommen worden – einen Tag, bevor sie von einer Recherchereise wieder nach Hause fliegen wollte. Sie hatte auch ein reguläres Arbeitsvisum für Journalisten.
Verhandlungen waren «wie eine Partie Schach»
Die iranischen Behörden warfen der erfahrenen Reporterin vor, gegen Mediengesetze der Islamischen Republik verstossen zu haben. Seither befand sie sich im berüchtigten Ewin-Gefängnis der iranischen Hauptstadt in strenger Einzelhaft.
Der Vater der «Il Foglio»-Reporterin, Renato Sala deutete, an, dass die Verhandlungen um die Freilassung seiner Tochter schwierig gewesen seien. «Ich hatte den Eindruck, dass das war wie eine Partie Schach, aber mit mehr als zwei Spielern», sagte Sala. «Irgendwann war das Schachbrett überfüllt. Das löste bei einem Elternteil wie mir, der die verschiedenen Züge nicht kannte, grosse Ängste aus.» Ausdrücklich bedankte sich der Banker bei Italiens Aussenminister Antonio Tajani, der in Mailand sein Nachbar war.
Salas Lebensgefährte Daniele Raineri, der ebenfalls als Journalist arbeitet, konnte gleich nach der Freilassung mit ihr telefonieren. «Sie war aufgeregt und sehr glücklich. Ich habe ihr geantworte, dass wir uns in Rom sehen.» Die Ankunft der Maschine auf dem Flughafen Ciampino wird um 15.30 Uhr erwartet.
Klage über Haftbedingungen
Die Journalistin durfte während ihrer Zeit im Gefängnis nur wenige Male mit Angehörigen telefonieren. Darin beklagte sie sich darüber, dass sie ohne Matratze auf dem Boden und mit durchgehend angeschaltetem Licht schlafen müsse. Ausserdem sei ihr die Brille weggenommen worden. Sala arbeitet für die Tageszeitung «Il Foglio» und betreibt zudem einen bekannten Podcast. Auf Instagram hat sie mehr als 450'000 Follower.
Zu den Umständen der Freilassung äusserte sich die italienische Regierung zunächst nicht. In den vergangenen Tagen wurde spekuliert, dass Sala vom Iran als Geisel gehalten wurde, um die Auslieferung eines in Italien festgenommen Iraners an die USA zu verhindern. Dem Mann, der auch die Schweizer Staatsbürgerschaft hat, wird vorgeworfen, mit militärischen Drohnen illegale Geschäfte gemacht zu haben.
Thema auch bei Blitzbesuch Melonis bei Trump
Der Fall war am Wochenende auch Thema eines Blitzbesuchs von Meloni beim künftigen US-Präsidenten Donald Trump in Florida. Die rechte Regierungschefin äusserte sich bislang aber nicht dazu, ob sie von Trump Zusicherungen erhielt. Die Ankunft des Flugzeugs auf dem Flughafen Rom-Ciampino ist für 15.30 Uhr geplant.