Kaum Kontrollen, falsche Waffen
Das Versagen der Polizei in Nizza

Eine Woche nach dem Attentat in Nizza wird bekannt: Nur ein einziges Polizeiauto blockierte die Promenade des Anglais. Die Waffen der Stadtpolizisten waren zudem nicht einmal geeignet, um die Windschutzscheibe und Pneus des Amok-Camions zu durchschlagen.
Publiziert: 21.07.2016 um 12:41 Uhr
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Aktualisiert: 11.09.2018 um 10:10 Uhr
Neuste Enthüllungen der französischen Zeitung «Libération» zeigen: Die Zufahrt zur Standpromenade soll nur von einem einzigen Auto blockiert gewesen sein.
Foto: REUTERS/Eric Gaillard

Mohamed Lahouaiej-Bouhlel (†31) fuhr letzte Woche mit einem Lastwagen auf die Promenade des Anglais in Nizza und überfuhr und tötete 84 Menschen. Gleich nach dem Attentat fragten sich alle: Wie kam der Attentäter überhaupt mit dem 19-Tonnen-Laster auf die Promenade und wieso wurde er nicht früher gestoppt?

Eine Antwort liefert nun die französische Zeitung «Libération». Sie schreibt, dass die Promenade, an der Tausende das Feuerwerk zum Nationalfeiertag bestaunten, nur von einem einzigen Auto der lokalen Polizei abgesperrt wurde.

Die Zeitung beruft sich auf die Auswertung von Überwachungsvideos durch die Polizei. Zudem wirft sie der Regierung vor, Informationen über das Sicherheitsaufgebot verschleiert zu haben. Vertreter der Nationalpolizei seien demnach nicht vor Ort gewesen. Diese seien schon Stunden vor dem Anschlag von ihren örtlichen Kollegen abgelöst worden.

Stadtpolizei war zu leicht bewaffnet

Der Stadtpolizist Yves Bergerat aus Nizza erklärt zudem: «Unsere Waffen sind nicht dazu gemacht, Windschutzscheiben oder Pneus zu durchbohren.» Seine Kollegen hätten daher nur versucht, durch ein Seitenfenster zu schiessen, «doch dies musste schnell und gleichzeitig genau sein».

Erst einige Sekunden nach dem Beginn der Amokfahrt hätten Kollegen der Nationalpolizei dann mit ihren Sturmgewehren begonnen, auf den LKW zu schiessen.

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Terror vor dem Luxushotel Negresco.
Foto: Reuters/AFP

Behörden sprechen von grösserem Polizeiaufgebot

Laut den Behörden war denn auch an den «sensiblen Punkten» ein grösseres Polizeiaufgebot der Nationalpolizei vor Ort gewesen, heisst es zwei Tage nach dem Attentat in einer Mitteilung.

So soll die Nationalpolizei auch dort stationiert gewesen sein, wo der Laster auf die Strasse fuhr. Laut den Ermittlern schaffte sich Lahouaiej-Bouhlel dann über das Trottoir Zugang auf die Promenade.

«Ich werde keine Fehler zugeben, wo keine sind», so Premierminister Manuel Valls (53) erst kürzlich im französischen Parlament. Zu sagen, das Attentat hätte verhindert werden können, würde nur die Sicherheitskräfte diskreditieren, die sich täglich für die Sicherheit einsetzen würden.

Die französische Regierung lässt nach den Enthüllungen der «Libération» die Sicherheitsvorkehrungen nun doch überprüfen. Innenminister Bernard Cazeneuve (53) ordnete heute eine Untersuchung an. Cazeneuve betonte, es gehe um «Transparenz und Wahrheit». (lz/sda)

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