In den meisten Religionen gibt es einige Verbote, die den Konsum von Lebensmitteln oder Getränken betreffen. Die Juden müssen zum Beispiel Fleisch- und Milchprodukte voneinander getrennt halten und der Islam verbietet den Verzehr von Schweinefleisch.
Bei den Mormonen hingegen sind die Regeln ein bisschen spezieller. Sie sind eine christliche Glaubensgemeinschaft und nennen sich auch «Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage». Auch in der Schweiz sind sie präsent, hierzulande leben rund 9000 Mitglieder.
Den Mormonen ist es etwa untersagt, Kaffee zu trinken! Zudem ist auch der Konsum von Tee und Alkohol verboten. Wer sich daran hält, wird nebst Gesundheit auch Schutz, Erkenntnis und Weisheit versprochen. Laut einer Studie leben Mormonen, die diese Grundsätze einhalten, im Durchschnitt 17 Jahre länger (BLICK berichtete).
«Kaufen Sie niemals Getränke in Kaffeeläden»
Zurzeit sorgt aber vor allem die Kaffee-Regel für Unruhe im Mormonentum. Deswegen wurden Klarstellungen zum strengen Gesundheitskodex der Religion in der August-Ausgabe eines Jugendmagazins der Kirche publiziert. Das berichtet «NBC News». Die Kirche sei besorgt, weil vor allem junge Gläubige die Regeln nicht konsequent einhalten würden.
Die Kirche warnt: «Kaffe ist verboten, egal wie ausgefallen der Name ist!» Es gebe keine Grauzone, die Kaffeegetränke in irgend einer Art und Weise zulassen würde. «Getränke mit Namen wie Café, Mokka, Latte, Espresso oder alles, was mit -ccino endet, haben normalerweise Kaffee in sich und verstossen somit gegen die Regeln.»
Aber: «Das Wort Kaffee ist nicht immer im Namen von Kaffeegetränken enthalten. Bevor sie also ein neues Getränk probieren, sollten sie folgende Faustregeln beachten: Wenn sie in einem Geschäft sind, das für seinen Kaffee bekannt ist, dann enthalten die meisten Getränke wahrscheinlich Kaffee. Kaufen sie deshalb nichts Coffeeshops oder fragen sie immer zuerst nach, ob Kaffe enthalten ist», steht im Artikel.
«Das hat mich schockiert»
«In den USA werden immer mehr Kaffeehäuser eröffnet», sagt Patrick Mason, Mitglied der Kirche und Religionswissenschaftler im US-Bundesstaat Utah. Deshalb würden immer mehr junge Mormonen ins Starbucks gehen und dort einen Eiskaffee trinken. In den vorherigen Generationen sei jedoch bereits das Betreten eines Kaffeeladens Tabu gewesen.
Zum Thema äussert sich auch Jana Riess. Sie ist Autorin und ebenfalls ein Mitglied der Kirche. Für ihr Buch «The Next Mormons: How Millennials» machte sie im Jahr 2016 eine Umfrage. Dabei kam heraus, dass vier von zehn aktiven Mitgliedern im Alter von unter 51 Jahren in den letzten sechs Monaten Kaffee getrunken hätten. «Das hat mich schockiert», so Riess.
Ein weiterer Mormone, Brandt Malone aus Detroit, äusserte sich zum publizierten Artikel im Jugendmagazin. Er hätte sich gewünscht, dass dieser Artikel eine Anleitung zum Verhalten in einem Coffeeshop gegeben hätte. «Lassen Sie uns den Menschen beibringen, wie sie die richtigen Entscheidungen basierend auf ihrem religiösen Gesundheitskodex treffen können.» (frk)