Am Sonntagabend sagte die nigerianische Ministerin für humanitäre Angelegenheiten, die Zahl der Menschen, die in den vergangenen Wochen in den Fluten ums Leben kamen, sei auf über 600 gestiegen. Rund 2400 Menschen wurden ausserdem verletzt, 1,3 Millionen Menschen mussten ihre Heimat verlassen.
Längst ist auch die Nahrungssicherheit in Nigeria massiv gefährdet: 450'000 Hektar Ackerfläche stehen unter Wasser. Entsprechend hat die Regierung vorige Woche die strategische Nahrungsmittelreserve des Landes geöffnet.
Doch Nigeria ist nicht das einzige Land in Afrika, das von weitreichenden Überschwemmungen betroffen ist. Im Tschad sind nach Informationen von Floodlist, einem von der Europäischen Union mitfinanzierten Informationsdienst, mehrere Bezirke der Hauptstadt N'Djamena überflutet. Im gesamten Land sind über eine Million Menschen betroffen, wie das Amt der Vereinten Nationen für die Koordinierung humanitärer Angelegenheiten (OCHA) Mitte Oktober bekannt gab.
In den Nachbarstaaten Sudan und Südsudan ist die Situation ganz ähnlich. Zehntausende Menschen mussten ihre Heimat verlassen. Im Südsudan ist der Bundesstaat Unity State fast vollständig überschwemmt. Die Einwohner werden mit Booten evakuiert, da eine Versorgung mit Hilfsgütern aus der Luft nicht mehr möglich ist. Auch in Ghana war es Anfang Oktober nach schweren Regenfällen zu Überschwemmungen in der Region um die Hauptstadt Accra gekommen.
Obwohl sich die Temperaturen auf dem afrikanischen Kontinent im Vergleich etwa zu Europa noch nicht so stark erhöht haben, sind die Auswirkungen des Klimawandels in Afrika deutlich zu spüren. Vor allem der Wasserhaushalt des Kontinents ist völlig aus den Fugen geraten: Einerseits leiden die Menschen am Horn von Afrika in Äthiopien, Somalia, Teilen Kenias sowie im Süden Madagaskars unter mehrjährigen schweren Dürreperioden. In der zentralen Sahelzohne hingegen kommt es zu massiven Überschwemmungen.
Dennoch sind die zu beobachtenden Fluten kaum eine Überraschung und fügen sich in die Prognosen nahezu aller Klimamodelle ein: Die Menschen in Nigeria, Burkina Faso, dem Tschad, Niger und Mali müssen sich demnach auf deutlich mehr Regenfälle einstellen. Der Hintergrund für diese Entwicklung ist, dass der immer wärmere Atlantik mehr Feuchtigkeit an die Luft abgibt. Diese wird anschliessend mit dem Monsun immer weiter nördlich auf den Kontinent gedrückt.
(SDA)