Katastrophaler Anstieg des Meeresspiegels droht
«Weltuntergangs-Gletscher» schmilzt in Rekordtempo

Wissenschaftler haben einen Blick in die Vergangenheit geworfen, um das Leben des grössten Gletschers der Welt zu rekonstruieren. Sein Zusammenbruch könnte einen katastrophalen Anstieg des Meeresspiegels verursachen.
Publiziert: 27.02.2024 um 18:41 Uhr
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Aktualisiert: 28.02.2024 um 11:16 Uhr
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Der Thwaites-Gletscher gilt als einer der grössten der Welt. Aufnahmen von Forschungsteams zeigen seine unglaubliche Weite.
Foto: AP

Imposante Eisklippen, mächtige Klüfte und eine schier endlose Kraft der Natur: Der Thwaites-Gletscher in der Westantarktis ist der breiteste Gletscher der Welt und etwa so gross wie der US-Bundesstaat Florida. Er schmilzt jedoch in Rekordtempo. Weil sein Kollaps verheerende Folgen, für das Leben auf der Erde haben könnte, erteilten ihm Wissenschaftler auch den Namen «Doomsday Glacier», was mit «Weltuntergangs-Gletscher» übersetzt werden kann.

Die Forscher wussten, dass der Gletscher seit den 1970er Jahren immer schneller an Eis verliert. Seit dem Jahr 2000 hat er sich um mehr als ein Drittel verkleinert, was die Beschleunigung des Abschmelzens unterstreicht. Da die Satellitendaten aber nur wenige Jahre zurückreichen, war nicht klar, wann die Schmelze begann. Nun herrscht Klarheit: Wissenschaftler der amerikanischen University of Houston fanden heraus, dass der Gletscher bereits in den 1940er-Jahren begann, sich zurückzuziehen.

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Gletscher kann sich nicht mehr erholen

Die Forscher analysierten die veränderlichen Formen der Erhebungen auf der Eisoberfläche. Diese «Beulen» markieren Stellen, an denen die Gletscher verankert sind. Schaut man sich an, wie sich die Erhebungen über die Zeit verändert haben, erhält man Erkenntnisse über die zeitliche Entwicklung des Gletschers.

Das Klimaphänomen «El Niño» hat die Schmelze laut den Analysen verstärkt. Bei diesem Phänomen ändern sich die Luft- und Meeresströmungen, was das Wetter durcheinanderwirbelt. Es kann zu starkem Niederschlag und erhöhten Wassertemperaturen kommen. Seit den 1940er-Jahren schmilzt der Thwaites-Gletscher immer weiter.

«Kein Einzelfall, sondern Teil eines grösseren Zusammenhangs»

Der Blick in die Vergangenheit gibt grossen Aufschluss: Die Ergebnisse, die am Montag im Journal «Proceedings of the National Academy of Sciences» veröffentlicht wurden, offenbaren einen alarmierenden Einblick in die zukünftige Schmelze. Sie zeigen: Wenn erst einmal Dynamiken stattgefunden haben, ist es sehr schwierig, diese zu stoppen.

Julia Wellner, Co-Autorin der Studie, sagt gegenüber CNN: «Was mit dem Thwaites-Gletscher passiert, ist kein Einzelfall, sondern Teil des grösseren Zusammenhangs eines sich verändernden Klimas.» Denn: Untersuchungen am Eis des benachbarten Pine-Island-Gletschers zeichneten das gleiche Bild. «Wenn sich beide Gletscher gleichzeitig zurückziehen, ist das ein weiterer Beweis dafür, dass sie tatsächlich von etwas angetrieben werden.»

Der grosse Gletscher spielt aber auch eine wichtige Rolle für die Stabilität des westantarktischen Eisschildes, da er wie ein Korken wirkt, der die riesige Eisfläche hinter ihm zurückhält. Stürzt der Thwaites-Gletscher ein, wird das Eisschild destabilisiert, das so viel Wasser speichert, um den Meeresspiegel gar um drei Meter ansteigen zu lassen. (ene)

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