Der Mann steht während der Prozesspause in der Cafeteria und denkt nach. Francesco Schettino, Kapitän des vor drei Jahren gesunkenen Kreuzfahrtschiffs Costa Concordia, verbringt möglicherweise seine für lange Zeit letzten Stunden in Freiheit.
Angeklagt der mehrfachen, vorsätzlicher Tötung, von Medien und Öffentlichkeit als «Kapitän Feigling», von der Anklage als «unvorsichtiger Idiot» bezeichnet, wartet Schettino auf das Urteil. Jetzt soll endlich Recht gesprochen werden in einem der spektakulärsten Schiffahrts-Prozesse der letzten Jahre. Dann wird Francesco Schettino wissen, wie es mit ihm weitergeht, ob er schuldig oder nicht schuldig ist. Der Staatsanwalt fordert eine Haftstrafe von 26 Jahren und drei Monaten.
Verteidiger Domenico Pepe machte in seinem Schlussplädoyer klar, wie er die Sache sieht: «Ob Schettino richtige oder falsche Entscheidungen getroffen hat? Es war die Richtige», so der Anwalt, «wenn er sofort evakuiert hätte, wären viel mehr Menschen gestorben». Pepe hält das Unglück für einen «Unfall auf dem Meer», der «aussergewöhnlich und nicht vorhersehbar» gewesen sei.
Das Urteil wird noch in dieser Woche erwartet. (mrt)