Scholz selbst erklärte, er freue sich auf einen «tollen, fairen und erfolgreichen Wahlkampf in einem starken Team». Präsidium und Vorstand hätten ihn einstimmig nominiert.
Scholz will über 20 Prozent der Stimmen
Der frisch ernannte Kanzlerkandidat will mit einem Programm für eine moderne Wirtschaftspolitik, starke Arbeitnehmerrechte und schärferen Klimaschutz mehr als 20 Prozent der Wählerstimmen holen.
Zugleich bekräftigte der Vizekanzler am Montag, dass die SPD die Zusammenarbeit mit den Koalitionspartnern CDU und CSU zur Bewältigung der Corona-Krise zunächst verantwortungsvoll fortsetzt. «Wir regieren, und das werden wir auch weiter tun. Der Wahlkampf beginnt nicht heute», sagte der Finanzminister am Montag bei einer Pressekonferenz mit den SPD-Parteichefs Saskia Esken und Norbert Walter-Borjans.
Umstrittener Kandidat
Die Personalie war lange vermutet worden, galt in der Partei aber zugleich als extrem umstritten. «Wir wissen, dass diese Entscheidung für einige eine unerwartete Wendung darstellt», erklärten die Parteichefs daher. «Wir bitten um Vertrauen in unseren Weg. Wir sind entschieden, diesen Weg gemeinsam zu gehen.»
Esken und Walter-Borjans galten lange als Gegner von Scholz, setzten sich im vergangenen Jahr bei der Wahl des Parteivorsitzenden auch gegen ihn durch. Seitdem habe es einen «engen Schulterschluss» und eine vertrauensvolle Zusammenarbeit von Parteispitze, Fraktionsführung und den sozialdemokratischen Ministern gegeben, erklärten die Parteichefs.
«In dieser engen Zusammenarbeit haben wir Olaf Scholz als einen verlässlichen und am Team orientierten Partner erlebt, der für sozialdemokratische Politik für dieses Land kämpfen kann und will und der mit uns die Vision einer gerechten Gesellschaft teilt.»
Laut Umfragen der beliebtester Politiker
Scholz ist bei der Bevölkerung Umfragen zufolge der beliebteste SPD-Politiker und hatte sich in der Corona-Krise mit beherztem Handeln und dem Schnüren milliardenschwerer Hilfspakete profiliert. In der SPD selbst ist er allerdings umstritten - vor allem beim linken Flügel. Zuletzt hatten sich vor allem Mitglieder der Bundestagsfraktion und andere SPD-Minister für ihn als Kanzlerkandidaten ausgesprochen.
Politische Laufbahn
In seiner politischen Laufbahn wurde und wird Scholz, seit 1975 SPD-Mitglied, regelmässig Arroganz vorgeworfen - und jegliches Charisma abgesprochen. Beides war seiner Karriere indes nicht hinderlich: 1994 stieg er in den Parteivorstand der Hamburger SPD auf. 1998 schaffte Scholz es in den Bundestag. Zwei Jahre später wurde er erstmals Landeschef seiner Partei in der Hansestadt.
Unter SPD-Kanzler Gerhard Schröder war Scholz Generalsekretär (2002-2004). Dies war die Zeit, in der er sich den Spitznamen «Scholzomat» einhandelte - da er häufig Floskeln bemühte, anstatt sich konkret inhaltlich zu äussern. 2007 wurde er Arbeitsminister in der grossen Koalition unter Kanzlerin Angela Merkel, vier Jahre später Hamburger Bürgermeister.
Die Gewalt beim G20-Gipfel im Juli 2017 warf einen Schatten auf sein politisches Wirken, Scholz sprach von der «schwersten Stunde» seiner Amtszeit. Beim Wechsel in Merkels Kabinett 2018 machte er seine Ansprüche deutlich, etwa indem er auf die Vizekanzlerschaft pochte.
Zuletzt sorgte er mit für seine Verhältnisse knackigen Zitaten für Aufmerksamkeit. Im Juni formulierte er etwa den Anspruch, mit dem Konjunkturpaket müsse Deutschlands Volkswirtschaft «mit Wumms» aus der tiefsten Rezession der Nachkriegsgeschichte kommen. Über die unbegrenzte Kreditzusage der Regierung sagte er im April: «Das ist die Bazooka, mit der wir das Notwendige jetzt tun.» Nun also, nach zuletzt etwas Auf und Ab: die Kanzlerkandidatur.
(SDA)