Sie tragen Augenbinden, knien gefesselt am Boden – und werden dann wie Vieh in bereitstehende Waggons verfrachtet: Ein Video, aufgenommen von einer Drohne, zeigt Bilder von Uiguren in Xinjiang – und sorgte weltweit für Empörung. Denn klar ist, wohin die Uiguren gebracht werden: In «Umerziehungslager», wie sie die chinesische Führung nennt. Und dort seien sie freiwillig, betonte die Regierung immer wieder.
Doch die Szenen des Drohnenvideos sehen alles andere als freiwillig aus – und mit eben diesen Bildern konfrontierte die britische BBC den chinesischen Botschafter Liu Xiaoming (64) in der Sendung von Moderator Andrew Marr.
Botschafter verhaspelt sich
Marr lässt das Video laufen und fragt: «Lassen Sie uns sehr verstörende Bidler zusammen anschauen. Können Sie uns sagen, was hier passiert?» Lange schweigt der Botschafter, scheint nach Worten zu ringen und verhaspelt sich dann: «Ich kann nicht sehen.. äh, das ist nicht das erste Mal, das sie mir das zeigen. (...) Xinjiang... waren Sie schon dort? Es ist der schönste Ort in Xinjiang. Es gibt ein chinesisches Sprichwort...»
Marr sagt trocken: «Das sind aber nicht schöne Bilder.» Und hakt nach: «Warum knien Leute hier kahlrasiert und mit verbundenen Augen und werden in Züge geführt in China? Nun wird Xiaoming langsam ungehalten, sagt: «Ich weiss nicht, woher Sie dieses Video haben. Manchmal gibt es Gefangenentransporte... es gibt Gefangene (...)».
«Kann einzelne Fälle nicht ausschliessen»
Marr fragt nochmal: «Was passiert hier, Herr Botschafter?» Wieder stürzt sich Xiaoming in Ausflüchte, versucht mit alten Zahlen zu beweisen, dass die Bevölkerung sich verdoppelt habe – beharrt darauf, auch als er von Marr widerlegt wird.
Nach dem Drohnenfilm wird der Botschafter mit Videomaterial konfrontiert, das eine Uigurin zeigt, die angibt, vom chinesischen Staat zwangssterilisiert worden zu sein. Xiaoming sagt. «Es gibt keine so genannte, allgegenwärtige, massive Zwangssterilisation unter uigurischen Frauen in China.» Gibt dann aber zu: «Ich kann einzelne Fälle nicht ausschliessen.»
Die Geburtenraten in der Region Xinjiang gehen unnatürlich stark zurück, wie der Anthropologe Adrian Zenz zu SRF sagt. Eine systematische Kampagne der Regierung in Peking wolle Geburten von Uiguren verhindern. «Und zwar durch den massenhaften Einsatz von Spiralen, Strafen für zu viele Kinder sowie durch eine Sterilisierungs-Kampagne in mindestens zwei Uiguren-Regionen.» (neo)