Unscheinbar und harmlos wirkt der junge Student auf Fotos – doch Alexandre Bissonnette (27), der Killer von Quebec, ist bekannt für seine extreme Einstellung.
Der Computer-Nerd verbreitet sein nationalistisches Gedankengut auf Social Media, hält nichts von Frauenrechten und gibt rechtsradikale Argumente zum Besten. Bei der Organisation «Welcome to Refugees» ist er als Störefried bekannt – er habe sich auf ihrer Webseite zeitweise «wie ein Troll» verhalten, schreibt «La Presse».
Und: Auf Facebook gibt sich Bissonnette als Fan von US-Präsident Donald Trump und der französischen Rechtspopulistin Marine Le Pen zu erkennen.
Seit 2012 besucht der junge Mann die Universität Laval, wo er Anthropologie und Politik studierte – der Campus liegt nur rund drei Kilometer vom Tatort entfernt. Die Uni hat den Mörder unterdessen von jeglichen Veranstaltungen gesperrt.
Sein Zwillingsbruder war sein einziger Freund
Der junge Mann sei ein Einzelgänger. Er ist laut Bekannten aktiver Jäger und besitzt mehrere Waffen. Bissonnette war in der Highschool ein «unbeliebter Nerd», sagt eine ehemalige Schulkameradin zu «Le Journal de Quebec». «Ausser mit seinem Zwillingsbruder habe ich ihn nie mit anderen Leuten gesehen.»
Niemand habe ihn ernst genommen. Er habe zwar auf die Beleidigungen der Gspänli reagiert – aber nie mit Gewalt. Trotz allem: Bissonnette sei nicht extremer eingestellt, als andere rechtsorientierte Studenten – keiner konnte ahnen, zu was er fähig ist.
Während des Abendgebets stürmte er in die Moschee
Seine schreckliche Tat beging der Kanadier am Sonntag: Er stürmte die Moschee während des Abendgebets und eröffnete das Feuer. Sechs Personen starben, 19 weitere wurden verletzt. Fünf schweben noch immer in Lebensgefahr.
Laut der «Montreal Gazette» versuchten mehrere Personen den maskierten Terroristen aufzuhalten – sie alle wurden erschossen. Mehrmals sei der Schütze aus dem Raum, um die Waffe erneut zu laden. Zeugen berichten, er habe während dem Massaker Allahu akbar geschrien.
Bissonnette hatte ein schlechtes Gewissen
Nach dem Massaker parkierte Bissonnette sein Auto auf einer Brücke und rief den Notruf. Er fühle sich schuldig – und warte nun auf die Polizei. Diese konnte den jungen Mann unweit von Quebec City festnehmen, zusammen mit einer Pistole und zwei Gewehren. Gestern Abend wurde der Student von der kanadischen Justiz des Mordes und versuchten Mordes angeklagt.
Der Marokkaner Mohamed Khadir, der ebenfalls nach dem Anschlag verhaftet und zunächst als Komplize verdächtigt wurde, wird nun als Zeuge befragt.
«Wir stehen euch bei»
Die Wohnung des Studenten wurde von der Polizei und Spürhunden rund 16 Stunden lang untersucht, schreibt «The Silver Times». Bissonnette wohnte seit Juli unweit der Moschee mit seinem Zwillingsbruder zusammen. Die Nachbarn begegneten den zwei manchmal im Gang, hatten aber keinen näheren Kontakt.
Kanadas Premierminister Justin Trudeau wandte sich in einem Statement an die rund eine Million Moslems im Land. «Wir stehen euch bei. 63 Millionen Herzen leiden mit den euren. Wisst, dass wir euch wertschätzen.» Tausende Menschen versammelten sich gestern Abend in Quebec, um ihre Anteilnahme auszudrücken.
Weisses Haus begründete Einreisesperre mit Quebec-Attentat
Auch aus Amerika folgte kurz nach der Tat eine Reaktion: Fakenews machten die Runde, es handle sich bei den Terroristen um Flüchtlinge aus Syrien.
Diese Chance liess sich das Weisse Haus nicht nehmen: Neben der Kondolenzbekundung begründete es deshalb auch gleich die zuvor verhängte Einreisesperre von Muslimen mit dem erneuten Terroranschlag – unrechtmässig, wie sich im Nachhinein herausstellte: Laut «CBC» stammt Alexandre Bissonnette ursprünglich aus Cap Rouge, etwas ausserhalb von Quebec. (kra)