Kanada wird mitten im Wahlkampf von einem Skandal erschüttert: Das «Time»-Magazin veröffentlichte am Mittwoch ein Foto, das Premierminister Justin Trudeau auf einem Kostümball zeigt. Die Aufnahme aus dem Jahr 2001 rückt den 47-Jährigen in ein schlechtes Licht. Trudeau trägt einen Turban und dunkle Gesichtsbemalung.
Das verdunkelnde Make-up wird im Englischen als «Blackface» beschrieben als sehr rassistisch angesehen.
Der Politiker hat sich noch am Mittwochabend zu dem Bild, das in Kanada einen Sturm an Protesten auslöste, geäussert. «Es tut mir zutiefst leid», sagte er in seiner Stellungnahme an Bord seines Wahlkampf-Flugzeugs, die live im Fernsehen übertragen wurde. «Das hätte ich nicht tun dürfen. Ich habe das damals nicht für rassistisch gehalten. Aber jetzt sehe ich, dass das rassistisch war.»
Trudeau räumt weitere Gesichtsbemalung ein
Zum Zeitpunkt der Aufnahme war Trudeau 29 Jahre alt, arbeitete als Lehrer an der West Point Grey Academy in Vancouver. Der Kostümball war eine Gala am Ende des Schuljahres gewesen, Trudeau war nach eigenen Angaben als Aladdin verkleidet. «Ich hätte es besser wissen müssen. Aber das habe ich nicht und es tut mir sehr leid», so der Premierminister.
Er räumte zudem ein, dass er auch in der High School bei einem Talentwettbewerb einmal als jamaikanischer Sänger aufgetreten sei. Ebenfalls mit dunkler Gesichtsbemalung.
Wie sich die Affäre auf den Urnengang auswirken wird, ist noch offen. Trudeau liegt rund einen Monat vor der Wahl derzeit nahezu gleichauf mit seinem wichtigsten Herausforderer Andrew Scheer. (nim)