Der IS steht mit dem Rücken zur Wand: Im Schutze der Nacht hat das irakische Militär heute Morgen mit der Rückeroberung Mossuls begonnen. Schon konnten in der Umgebung der irakischen Millionenstadt sieben vom IS beherrschte Dörfer eingenommen worden. Ein Sieg der Armee würde für die Dschihadisten wohl den Genickbruch im Irak bedeuten.
Sicher ist: Der Sturm auf die irakische Bastion des IS wird viele Opfer fordern – auch Kinder. «Wir werden auch gegen Kindersoldaten kämpfen müssen», sagt Rayyan al Kildani in der «Frankfurter Allgemeine». Er ist Kommandeur der «Babylon-Kräfte», einer Miliz assyrischer Christen im Nordirak. Seine Männer sind beim Sturm auf Mossul dabei. «Ein elf oder zwölf Jahre altes Kind, das der IS am Anfang seiner Herrschaft rekrutierte, kann jetzt schon ein Teenager und völlig radikalisiert sein», sagt Rayyan al Kildani. Er beteuert, seine Leute würden so «menschlich wie möglich» zu Werke gehen.
Bei der irakischen Armee kämpfen acht bis zwölf Brigaden gegen die Dschihadisten, welche die Stadt mit 3000 bis 4500 Kämpfern verteidigen wollen. Die Islamisten haben den Angriff erwartet und sich vorbereitet: Sie verstecken sich in Tunnelsystemen und haben Gräben ausgehoben, um sie mit Öl zu füllen und in Brand zu setzen. Auch Sprengfallen sollen die Rückeroberung erschweren.
Gegen den IS haben sich auch verschiedene untereinander verfeindete Milizen verbündet. Hauptsache, die brutalen Dschihadisten des Islamischen Staats werden endlich besiegt! Das US-Militär unterstützt die einheimischen Bodentruppen aus der Luft.
«Die Zeit des Siegs ist gekommen, und die Operationen zur Befreiung von Mossul haben begonnen», verkündete Iraks Ministerpräsident Haider al-Abadi am frühen Montagmorgen in einer Ansprache im Staatssender. 2016 werde als das Jahr in die Geschichte eingehen, in dem der Terrorismus und der IS besiegt wurden.
Letzte grosse IS-Stadt im Irak
Sollte die Millionenmetropole tatsächlich befreit werden, wäre der IS im Irak militärisch weitestgehend am Ende. Nachdem die Regierungstruppen die sunnitische Extremistengruppe aus Städten wie Ramadi, Falludscha und Tikrit vertrieben haben, ist Mossul die letzte grosse Stadt im Irak, die noch von ihr kontrolliert wird.
Vor dem Start der Offensive wurden Zehntausende Flugblätter über Mossul abgeworfen. Darin wurde die Bevölkerung gewarnt, dass der Vormarsch samt Luftangriffen kurz bevorstehe. Die Dschihadisten hatten Mossul im Sommer 2014 in einer Blitzoffensive erobert, ohne dass die irakische Armee nennenswerten Widerstand leistete.
Bei der Rückeroberung wird mit heftigen und langwierigen Kämpfen gerechnet. Rund 1,2 Millionen Zivilisten sind in Gefahr. Hilfsorganisationen bereiten bereits eilig neue Flüchtlingslager vor, da eine Fluchtwelle von bis zu einer Million Menschen droht.