Die Situation spitzt sich zu, besonders in der Zwei-Millionen-Metropole Minsk. Gestern gingen die Proteste gegen Machthaber Alexander Lukaschenko (65) weiter. Wieder gingen die Bürger gegen den Machthaber auf die Strasse, wieder schwenkten sie weisse Fahnen. Für ihre Freiheit. Neu marschierten diesmal allerdings auch rund 3000 Anhänger des Diktators mit – und riefen «für Lukaschenko!».
Zuvor waren lange Konvois von Bussen beobachtet worden. Journalisten vermuten: Der Diktator liess Staatsangestellte aus allen Teilen des Landes zur Pro-Regierungs-Kundgebung anreisen. Die offenbar inszenierte Gegendemo wird die Wogen kaum glätten. Sie wird von den Grossveranstaltungen der Opposition in den Schatten gestellt. Lukaschenko jedenfalls scheint sich auch auf militärische Auseinandersetzungen vorzubereiten.
In einem Telefonat habe Wladimir Putin (67) dem belarussischen Präsidenten seine Unterstützung zugesagt, wie Lukaschenko selber versicherte. Es handle sich um eine umfassende Hilfe, die die Sicherheit von Belarus gewährleisten solle. Schliesslich gebe es ein Verteidigungsbündnis mit Russland.
Unterdessen soll eine Einheit von Fallschirmjägern an die westliche Landesgrenze nahe der Stadt Grodno verlegt werden. Die Lage in der Region sei angespannt, so Lukaschenko, da wolle man nicht ruhig zusehen. Ebenfalls ein Dorn im Auge des Diktators ist eine geplante gigantische Menschenkette. Sie soll von Litauen durch Belarus bis in die Ukraine reichen.