In Thailand protestieren Tausende von Menschen gegen die vom Militär dominierte Regierung. Die Demonstranten fordern eine neue Verfassung sowie Neuwahlen.
Ebenfalls im Fokus der Protestbewegung: die Monarchie. Die Demonstranten kämpfen gegen ein umstrittenes Gesetz zum Schutz der Monarchie, das drakonische Strafen von bis zu 15 Jahren Gefängnis für Kritik am Königshaus von Maha Vajiralongkorn (68) vorsieht.
Wer in Thailand auf die Strasse geht, weiss, dass er mit heftigen Reaktionen der Regierung zu rechnen hat. So hat die Polizei mehrere führende Mitglieder der Demokratiebewegung festgenommen – auch Rapper wurden auf die Polizeiwache gebracht. Ihnen werden unterschiedliche Vorwürfe zur Last gelegt, darunter Volksverhetzung, die in Thailand mit bis zu sieben Jahren Gefängnis bestraft werden kann.
Einen Kübel Farbe über den Kopf
Zu den vorübergehend Verhafteten gehört auch die 21-jährige Jutatip Sirikhan, die Präsidentin der Studentenunion Thailands. Sie wurde festgenommen, als sie im Taxi zur Uni in Bangkok fuhr. «Wir handelten aufgrund eines Haftbefehls für den Protest vom 18. Juli», begründete ein Polizeibeamter der Polizeistation Samranrat in Bangkok die Festnahme.
Doch Jutatip Sirikhan lässt sich nicht einschüchtern. Nach der Freilassung auf Kaution ging sie stracks wieder auf die Strasse. Mehr noch: Sie leerte sich vor einem Gericht in Bangkok einen Kübel mit weisser Farbe über den Kopf. Eine klare symbolische Geste. Sie sagte: «Weiss ist die Farbe der Gerechtigkeit. Die Farbe kann abgewaschen werden, Ungerechtigkeit aber nicht.»
Dieser Mut, diese Provokation! Mit ihrer Aktion befindet sich Jutatip Sirikhan auf bestem Weg, das neue Gesicht des Widerstands zu werden. Nebst drei gestreckten Fingern gelten bisher bunte Ballone als Zeichen des Protests. Gut möglich, dass in Zukunft auch Duschen mit weisser Farbe dazu gehören.
Facebook-Gruppe gesperrt
In Thailand ist seit einem Putsch des Militärs 2014 der General Prayut Chan-o-cha (66) an der Macht. Seit der Parlamentswahl 2019, die von Manipulationsvorwürfen überschattet wurde, ist er Ministerpräsident einer Koalitionsregierung.
Prayut gilt als Verfechter konservativer thailändischer Werte. Seine Regierung geht hart gegen Gegner und Anhänger der Opposition vor. Sie hat auch Facebook gezwungen, die Seite der Anti-Monarchie-Bewegung Royalist Marketplace mit mehr als einer Million Mitgliedern zu sperren. (gf)