Justiz-Lügen von Donald Trump entlarvt
Hunter Bidens Verurteilung ist Joe Bidens Ass im Ärmel

Inmitten des Präsidentschaftswahlkampfs steht Hunter Biden, Sohn des US-Präsidenten, vor Gericht. Seine Verurteilung und die Reaktionen darauf könnten das enge Rennen zwischen Joe Biden und Donald Trump prägen. Eine Analyse.
Publiziert: 12.06.2024 um 12:03 Uhr
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Aktualisiert: 12.06.2024 um 17:44 Uhr
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Gemeinsam mit seiner Stiefmutter, Jill Biden (l.) und seiner Ehefrau, Melissa Cohen Biden (r.), verlässt Hunter Biden das Bundesgericht in Delaware.
Foto: keystone-sda.ch
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Chiara SchlenzAusland-Redaktorin

Hunter Biden (54), der jüngste Sohn von US-Präsident Joe Biden (81), verliess am Dienstagnachmittag ein Bundesgericht in Delaware als schuldiger Mann. Ein Geschworenengericht befand, dass er auf Waffenkaufformularen gelogen und elf Tage lang illegal im Besitz einer Feuerwaffe war. Der Gerichtsfall wirft ein Schlaglicht auf die komplizierte Geschichte der Präsidentenfamilie – und auf die Lügen der republikanischen Opposition rund um Ex-Präsident Donald Trump (77).

Emotionale Last für Biden in kritischem Moment

Präsident Biden äusserte sich direkt nach dem Urteil gegen seinen Sohn: «Jill und ich lieben unseren Sohn, und wir sind so stolz auf den Mann, der er heute ist. Viele Familien, deren Angehörige mit der Sucht zu kämpfen hatten, verstehen das Gefühl des Stolzes, wenn man sieht, dass jemand, den man liebt, auf der anderen Seite steht und in der Genesung so stark und widerstandsfähig ist.» Damit verschafft sich der erneute Präsidentschaftskandidat Sympathie bei potenziellen Wählern mit ähnlicher Familiengeschichte. Begnadigen will er seinen Sohn nicht – das zeigt Integrität und Respekt für das amerikanische Justizsystem. Es ist ein schwacher Trost.

Denn der Prozess ist eine schwere emotionale Last für Biden, Vertraute fürchten um seine Psyche. «Welcher normale Mensch wäre nicht zerrissen, wenn er die Qualen seiner Familie in einem Gerichtssaal vor den Augen der Weltöffentlichkeit miterleben müsste», sagte David Axelrod (69), ehemaliger Chefberater von Ex-Präsident Barack Obama (62), der Washington Post.

Und das ausgerechnet in einer kritischen Zeit im Präsidentschaftswahlkampf. Das Rennen ist knapp. Nur ein Prozent der Stimmen trennen aktuell Vorreiter Trump und Biden in nationalen Umfragen, wie Daten der Analyse-Plattform «FiveThirtyEight» zeigen. Und dass gerichtliche Urteile für US-Wähler eine wichtige Rolle spielen, musste Trump nach seinem eigenen Schuldspruch im Schweigegeldprozess am eigenen Leib erfahren – zwei Prozent seiner potenziellen Wählerschaft wenden sich von ihm ab.

Trumps Lügenkonstrukt kommt ins Wanken

Apropos Trump: Der hält sich auffällig bedeckt nach dem Urteil gegen Bidens Sohn. Kein Wunder – schliesslich waren es er und seine Komplizen, die während seines Prozesses das amerikanische Justizsystem lauthals «korrupt» schimpften. Dass nun Bidens Sohn bis zu 25 Jahre hinter Gitter kommen könnte, passt nicht in das Weltbild der Republikaner, die felsenfest davon überzeugt sind, dass die amerikanische Justiz zugunsten der Demokraten handelt.

Trumps Kampagnensprecherin, Karoline Leavitt (26), lässt es sich trotzdem nicht nehmen: «Dieser Prozess war nichts weiter als eine Ablenkung von den wahren Verbrechen der Biden-Verbrecherfamilie, die zig Millionen Dollar aus China, Russland und der Ukraine kassiert hat», sagte sie in einem Statement. «Die Herrschaft des korrupten Joe Biden über das kriminelle Imperium der Biden-Familie wird am 5. November zu Ende gehen.»

Es gibt eine Chance für Trump

Trotzdem kommen die Republikaner nicht umhin, zu realisieren, dass ihr konstruiertes Narrativ rund um «Trump, den unrechtmässigen Märtyrer» erstmal in sich zusammenfällt. Ohne die Begründung, dass das amerikanische Justizsystem «von Joe Biden regiert» werde, hat Trump keine glaubhafte Möglichkeit mehr, sein eigenes Urteil zu relativieren. Gerade auf Wähler, die noch unentschieden sind, wem sie im November ihre Stimmen geben sollen, könnte dies Eindruck machen – zu Bidens Gunsten.

Es gibt nur eine Hoffnung für Trump: Beide, Hunter Biden und er, sollen ihr Strafmass in rund einem Monat erhalten. Bei Biden geht man davon aus, dass er nicht ins Gefängnis muss, da er zum ersten Mal straffällig ist. Die gleiche Logik kann auf Trump angewendet werden. Falls also Biden nicht hinter Gitter muss, für Trump aber eine Haftstrafe angesetzt werden würde – dann hätte Trump sein Narrativ der korrupten Justiz wieder.

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