Justiz ermittelt wegen «Gewaltfantasien»
Führt ein Schweizer eine deutsche Neonazi-Gruppierung?

Die nationalsozialistische Gruppierung «Nordic Division» soll Gewaltfantasien gegen Flüchtlinge im Netz getauscht haben. Deren Anführer soll ein Schweizer sein. Jetzt ermittelt die deutsche Justiz.
Publiziert: 27.10.2018 um 14:34 Uhr
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Aktualisiert: 27.10.2018 um 16:40 Uhr
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Steckt dieser Mann hinter der rechtsextremen Gruppierung «Nordic Division»?
Foto: Screenshot Twitter
Marsel Szopinski

Die rechtsextreme Gruppierung «Nordic Division» ist einschlägig für ihre Sympathien zum Nationalsozialismus bekannt. Über die deutschen Bundeskanzler seit Hitler äussert sich ein Mitglied folgendermassen im Netz: «Fast alle jüdischer Abstammung, aber das hirngef***** Volk wählt sie immer noch.» Jetzt sollen das deutsche Bundesamt für Verfassungsschutz und die Polizei in Schleswig-Holstein die Gruppe ausgehoben haben, berichtet der «Spiegel».

Über den Nachrichtendienst Telegram sollen sich acht Mitglieder aus der Schweiz und Deutschland ausgetauscht haben – unter anderem über ihre Gewaltfantasien gegen Flüchtlinge. Auch Beiträge von Neonazi-Publikationen wie der «Monatsschrift für Blut und Boden» sollen geteilt worden sein. 

«Schweizer Krieger» verschwindet aus dem Netz

An der Spitze der Gruppe steht laut dem «Spiegel» ein Schweizer. Es handle sich um Marco S.*, einen 53-Jährigen aus dem Kanton Luzern. S. ist unter dem Pseudonym «Schweizer Krieger» auf Twitter bekannt, hat über 1000 Follower. Auch einen Blog führt er. Dort heisst es: «Keine Gewaltaufrufe, keine rassistischen oder menschenverachtenden Äusserungen.»

Im Internet habe Marco S. einen «Rekrutierungsoffizier» für Kameraden gesucht. Was hält der Neonazi also von den Vorwürfen? Auf die Anfrage von BLICK antwortet der 53-Jährige nicht. Ein Stich ins Wespennest? Dem scheint so: Seinen Blog «Schweizer Krieger» stellte er am Samstag offline. Auch sein Twitter-Profil ist nicht länger aufrufbar. 

Hat die Gruppierungen mit Kriegswaffen hantiert?

Der deutsche Verfassungsschutz wurde aktiv, als ein Mitglied der Gruppe im Netz mit einer Maschinenpistole posierte. Die Staatsanwaltschaft Kiel hat ein Verfahren gegen drei Personen eröffnet. Grund: Verdacht der Volksverhetzung und möglicher Verstoss gegen das Kriegswaffenkontrollgesetz. 

Wohnungen der Verdächtigen wurden entsprechend durchsucht, Waffen wurden sichergestellt. Ob es sich in der Tat um Kriegswaffen handelt, untersucht nun das zuständige Kriminalamt. Verhaftet wurde niemand. Ob Schweizer Behörden in den Untersuchungen involviert sind, ist derzeit noch unklar.

*Name geändert

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