Trudeau gewinnt – verliert aber absolute Mehrheit
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Kanadischer Premierminister:Trudeau gewinnt – verliert aber absolute Mehrheit

Justin Trudeau (47) kann gerade noch weitermachen
Kanadier nehmen ihren Premier an die kurze Leine

Er wollte im Alleingang sein Land reformieren. Nun wurde Kanadas Premierminister Justin Trudeau (47) gebremst. Seine liberale Partei verlor die absolute Mehrheit und muss nun mit bockigen Minderheiten zusammenarbeiten.
Publiziert: 22.10.2019 um 19:11 Uhr
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Sein Glanz ist verblasst: Justin Trudeau musste einen herben Stimmenverlust einstecken.
Foto: AFP
Guido Felder

Er hat die Wahlen zwar nicht verloren, aber sein Glanz ist verblasst: Die Kanadier haben ihrem Premierminister Justin Trudeau (47) bei den Wahlen am Montag eine Ohrfeige verpasst. Laut den letzten Auszählungen müssen seine Liberalen im 338-köpfigen Parlament einen Verlust von 27 auf 157 Sitze hinnehmen.

Es ist die Quittung für Trudeaus Fehlverhalten in vergangenen Jahren, das neu ans Licht kam. Er hatte einst mit geschwärztem Gesicht posiert und einen Korruptionsskandal unter den Teppich wischen wollen.

Auf der andern Seite hat die grösste Konkurrenz, die Conservative Party unter Andrew Scheer (40), die Anzahl Sitze massiv um 22 auf 121 steigern können. Bei Umfragen vor den Wahlen waren beide Parteien noch gleichauf gelegen.

Trudeau braucht Partner

Die Liberalen bleiben nun die grösste Partei und werden mit Trudeau auch weiterhin den Premier stellen. Sie verfügen aber nicht mehr wie bisher über die absolute Mehrheit. Das heisst: Trudeau kann nicht mehr schalten und walten wie in den ersten vier Amtsjahren, sondern muss sich in Zukunft mit Minderheiten mühselig mehrheitsfähige Lösungen erarbeiten.

Infrage kommt da in erster Linie die sozialdemokratische New Democratic Party unter der Führung von Jagmeet Singh (40), einem indischstämmigen Sikh. Die Partei ist um ganze 20 auf 24 Sitze und somit auf Platz vier abgesackt. Singh hat bereits Andeutungen gemacht, dass er mit Trudeau über eine Zusammenarbeit gesprochen habe. Seine Forderungen sind klar: Er will Kanada noch weiter nach links rücken, eine radikalere Klimapolitik fahren und das für kleine Parteien nachteilige Wahlsystem ändern.

Frankofone wollen eigenen Staat

Eine Kooperation ist aber auch mit dem Bloc Québécois aus dem frankofonen Teil des Landes möglich. Deren Chef Yves-François Blanchet (54) sagte: «Wenn das, was vorgeschlagen wird, gut für Québec ist, dann wird der Bloc Québécois es unterstützen.» Die Partei hat stolze 22 Sitze zugelegt und ist mit 32 Sitzen nun drittstärkste Kraft. Was Blanchet mit «gut für Québec» meint? Die Region strebt eine Abspaltung von Kanada an.

Fakt ist: Auf Trudeau, den Sohn des ehemaligen Premiers Pierre Trudeau (1919–2000), kommen keine einfachen vier Jahre zu. Seine Fehltritte haben dazu geführt, dass die Kanadier ihren Premier ab sofort an die kurze Leine nehmen.

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