Jungen (13) missbraucht
Pendler (31) entlarvt Pädo-«Onkel Millie» (58) in U-Bahn

Der Pendler Daniel Ollert (31) hat durch Zufall in der Münchner U-Bahn einen Pädophilen (58) entlarvt. Jetzt wird der 31-Jährige für seine Zivilcourage ausgezeichnet.
Publiziert: 19.08.2019 um 21:29 Uhr
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Aktualisiert: 16.12.2020 um 08:44 Uhr
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Daniel Ollert (31) hat durch Zufall in der Münchner U-Bahn einen Pädophilen (58) entlarvt.
Foto: Facebook

Ein Kinderschänder (58) wurde dingfest gemacht, weil Pendler Daniel Ollert (31) Zivilcourage gezeigt hat. Ollert ist Fondsmanager, lebt im Münchner Stadtteil Maxvorstadt. Jeden Tag pendelt er mit der U-Bahn vier Stationen in Richtung Innenstadt. Der Arbeitsweg mit der U2 ist für ihn Routine. Doch nicht an jenem Freitagmorgen Anfang Februar 2018. Die U-Bahn ist voll. Am Hauptbahnhof steigen die meisten aus. Der Fondsmanager setzt sich neben einen Jungen. Eine schicksalhafte Entscheidung.

Üblicherweise checkt Ollert auf dem Weg zur Arbeit die Fussball-Resultate auf seinem Handy. Doch am 2. Februar 2018 schweift der Blick des 31-Jährigen immer wieder ab, zum unbekannten Jungen (13), der neben ihm sitzt. Der Teenager hat sein Handy in der Hand, ist dabei, eine Nachricht von «Onkel Millie» zu lesen. Ollert liest mit.

«Schockiert, dass so eine Geschichte direkt neben mir passiert»

«Dieser Onkel Millie fragte ihn, ob sie sich mal wieder ‹hinter den Containern umarmen wollen›», sagt Ollert zum «Tages-Anzeiger». Die Antwort des Jungen: «O.k.». Der Fonds-manager spricht den Teenager an. Erfährt im Gespräch, dass dessen Mutter nichts von den Treffen mit Onkel Millie weiss. «Ich war schockiert, dass so eine Geschichte direkt neben mir passiert. So ein Zufall entsteht selten. Da fragt man sich, in wie vielen Fällen das einfach nie rauskommt», so Ollert.

Die U-Bahn hält an der Fraunhoferstrasse. Ollert muss aussteigen. Der Junge bleibt sitzen. Doch die beiden haben ihre Handy-Nummern ausgetauscht. Der Fondsmanager ist wegen des Jungen beunruhigt, schreibt ihm eine Whatsapp-Nachricht. Sie bleibt unbeantwortet. Ollert hat ein ungutes Gefühl. Er alarmiert die Polizei.

Onkel Millie hat 2009 bereits Nichte an Volksfest vergewaltigt

Die Mutter des Teenagers wird über die Vorkommnisse informiert. Es stellt sich raus: Onkel Millie ist ein Bekannter der Familie, ein enger Freund des Vaters – mit einer dunklen Vergangenheit. Er ist polizeibekannt. Und der 13-Jährige war nicht das erste Missbrauchsopfer des Pädos. Bereits 2004 missbrauchte der seine damalige Stieftochter.

Bei der Durchsuchung von Onkel Millies Wohnung finden die Ermittler Datenspeicher voll mit Kinderpornografie. Mehrere Filme wurden vom Pädo selbst gedreht. So auch jenes abscheuliche Video aus dem Jahr 2009. Es zeigt den Kinderschänder, wie er seine Nichte am Rande eines Volksfests vergewaltigt. Immer mehr Details kommen ans Licht. Mehrfach traf sich Onkel Millie zwischen September 2017 und Januar 2018 mit dem 13-jährigen Teenager, zwang den Jungen dabei immer wieder zu sexuellen Handlungen.

Schwerer sexueller Missbrauch von Kindern

Gut ein Jahr nach der schicksalhaften Bekanntschaft von Daniel Ollert und dem Teenager aus der U-Bahn wurde Onkel Millie von der Strafkammer des Landgerichts München 1 wegen schweren sexuellen Missbrauchs von Kindern in vier Fällen zu acht Jahren Freiheitsstrafe und Unterbringung im Massregelvollzug verurteilt.

Und Pendler Ollert: Er bekommt am 5. September für seine selbstlose Tat die «Medaille um Verdienste um die Innere Sicherheit» verliehen. Denn er hat den Pädophilen in der U-Bahn entlarvt und dessen Gräueltaten ein Ende gesetzt. (rad)

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