Julia verschwand auf Zug-Fahrt
Vermisste Tochter taucht nach 20 Jahren wieder auf

Diese Geschichte berührt derzeit Russland: Julia Gorina (24) verschwand vor 20 Jahren als junges Mädchen in einem Zug. Jetzt fand sie wieder mit ihrer Familie zusammen.
Publiziert: 05.09.2019 um 20:02 Uhr
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Aktualisiert: 05.09.2019 um 20:15 Uhr
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Julia Gorina (2. v. l.) mit Vater Viktor, Mutter Ljudmila und Freund Ilja.
Foto: ZVG/Polizei

Wer sind meine Eltern, woher komme ich? Ganze zwanzig Jahre lang stellte sich die heute 24-jährige Julia Gorina aus Rjasan (Russland) diese Frage. Als kleines Mädchen wurde sie von ihren leiblichen Eltern getrennt.

Angefangen hat das Drama im Jahr 1999 in Weissrussland, wie die russische Nachrichtenagentur «East 2 West» schreibt. Die damals vierjährige Julia war mit ihrem Vater Viktor im Zug von Minsk nach Assipowitschy unterwegs. Als er nach einem kurzen Schlaf wieder aufwachte, fehlte von seiner Tochter jede Spur. 

Vater lief Bahnstrecke ab

Wochenlang soll Vater Viktor die 40 Kilometer lange Bahnstrecke abgelaufen sein. Weder dort, noch beim Bahnpersonal fand er irgendeinen Hinweis. Das stürzte Mutter Ljudmila in eine Krise. «Es war so unfassbar schrecklich. Ich musste da weg, um weiterzuleben und wir zogen um», sagt sie.

Es war Julias Freund Ilja, der viele Jahre nach ihrem Verschwinden die Spur zur Familie fand. Julia konnte sich vage an eine Zugfahrt erinnern. Eine Internet-Suche nach den beiden Begriffen «Mädchen» und «Zug» lieferte viele Berichte und Ilja vermutete, dass sie auf seine Freundin passen könnten.

Danach ging alles Schlag auf Schlag: Julia kontaktierte ihren Vater, erhielt aber keine Antwort. Kurze Zeit später läutete ihr Telefon, Julia nahm ab und hörte eine Frauen-Stimme: «Hallo, ich bin Nadja. Deine ältere Schwester.»

Polizei steckte sie in ein Kinderheim

Wie Julia von Weissrussland ins rund 900 Kilometer entfernte Rjasan kam, ist unklar. Vermutet wird, dass sie von Hausbesetzern gekidnappt wurde, als ihr Vater im Zugsabteil eingeschlafen war. Julia sagt: «Ich habe nur die Bilder einer Frau und eines Mannes vor Augen, die mich mitnehmen.» Die Polizei fand Julia und steckte sie in ein Kinderheim, wo sie zu ihren Adoptiveltern fand.

Die Verwandtschaft zu Vater Viktor und Mutter Ljudmila wurde mittlerweile offiziell mit einem DNA-Test bestätigt. Julias Mutter richtete den Adoptiveltern einen grossen Dank dafür aus, dass sie all die Jahre gut zu ihrer Tochter geschaut haben. Das tat Julia auch, die mittlerweile selbst eine Tochter hat. (pma/vof)

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