Seit Jahrzehnten wird darüber geredet, nun folgt die Tat: Israel und Jordanien gaben am Montag den Plan eines gigantischen Bewässerungsprojekts bekannt. Einen Tag früher als geplant gingen Silvan Shalom, israelischer Innenminister und ehemaliger Minister für Energie- und Wasserversorgung, und Hazim Nasser, jordanischer Minister für Wasser und Bewässerung, mit ihrem Deal an die Öffentlichkeit.
Dieser 180 Kilometer lange Kanal wird jährlich 300 Millionen Kubikmeter Wasser aus dem Golf von Akaba im Roten Meer pumpen. Fünf Jahre soll die Fertigstellung der Anlage dauern.
Ein Teil des Wassers soll das an Israel, Jordanien und das Westjordanland grenzende Tote Meer vor dem Austrocknen retten.
Eine rasante Absenkung des Wasserspiegels des Toten Meeres wird seit 1960 beobachtet, seit Syrien, Israel und Jordanien anfingen, aus dem Fluss Jordan Wasser zu schöpfen. Die Auswirkung ist markant, denn der Jordan ist die Hauptquelle des Toten Meeres. Im Jahr 2013 wurde der Meeresspiegel des Toten Meeres bei 427,13 Metern unter dem Meeresspiegel gemessen und jedes Jahr sinkt er einen Meter weiter. Experten prognostizieren eine völlige Austrocknung bis 2050.
Das restliche Wasser wird in einer Entsalzungsanlage mit einer Kapazität von 65 bis 85 Millionen Kubikmetern pro Jahr aufbereitet und soll in der Gegend die Trinkwasserknappheit bekämpfen. Das Wasser wird an Israel, die Palästinensischen Autonomiegebiete und Jordanien verteilt.
Das Gewässer ist das am tiefsten gelegene Meer der Welt und zeichnet sich durch seinen enorm hohen Salzgehalt von 33 Prozent aus. Dank des Salzes wird das Bad im Wasser überraschend schwerelos: man kann sich hinlegen, ohne unterzugehen. Den Mineralien im Schlamm wird eine heilende Wirkung nachgesagt, die vor allem bei Hauterkrankungen beobachtet werden kann.
Diese Besonderheiten machen das Tote Meer beliebt bei Touristen und Kurgästen. Mit Mineralien aus dem Toten Meer angereicherte Produkte sind ein Exportschlager: Israel alleine generiert damit einen Jahresumsatz von 3 Milliarden Dollar.
Finanziert wird das auf 800 Millionen Dollar geschätzte Projekt von der Weltbank und den USA. Noch bis Ende März 2016 können sich Firmen für den historischen Auftrag bewerben.
Der Plan wird von Umweltschützern aus verschiedenen Gründen kritisiert. Erstens wird bezweifelt, dass die zugeführte Wassermenge ausreichen wird, da das Tote Meer jährlich schätzungsweise 700 Millionen Kubikmeter Wasser verliert. Zweitens wird befürchet, dass die Durchmischung mit Wasser aus dem Roten Meer das fragile Ökosystem des berühmten Salzsees kontaminiert. Drittens könnte die bei der Entsalzung entstehende Lake im Toten Meer zusätzlichen Schaden anrichten. (sep)