Jogger nach Raubtier-Angriff im Spital
«Der Bär wollte mich fressen!»

Zum dritten Mal innert zehn Monaten greift im Trentino ein Bär einen Menschen an. Opfer Vladimir Molinari wurde übel zugerichtet, ehe er den Angreifer mit blossen Fäusten in die Flucht schlug.
Publiziert: 12.06.2015 um 14:38 Uhr
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Aktualisiert: 10.10.2018 um 23:16 Uhr
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Gezeichnet: Bären-Opfer Vladimir Molinari.
Foto: Screenshot ladige.it
Von Myrte Müller

Er sei immer ein Bären-Freund gewesen, sagt Vladimir Molinari (45). Das Sprechen fällt ihm schwer. Die Oberlippe ist frisch genäht. Über zehn Verletzungen hat der 1.90 Meter grosse Südtiroler am ganzen Körper.

Der Bär schnitt ihm mit den Pranken zentimetertief in die Brust, in den Bauch, riss ihm die Kopfhaut auf. «Ich war sicher, ich würde sterben. Der Bär wollte mich fressen», erzählt der Malermeister der italienischen Zeitung «L'Adige».

«Da steht ein Bär zehn Meter von mir entfernt»

Es passiert am 10. Juni, gegen 17 Uhr. Am Rande von Trento (I), im Stadtviertel Cadine, joggt Vladimir Molinari mit seinem Hund Buck. «Ich höre ein Geräusch hinter mir, drehe mich um. Da steht ein Bär nur zehn Meter von mir entfernt. Ich hebe die Arme und schreie, um ihn zu verjagen. So wie man es ja tun sollte», sagt Molinari weiter, «doch der Bär griff mich an.»

Molinari versucht zu fliehen. Der Bär hinterher, schmeisst den Athleten zu Boden. Es folgen etwa zehn Prankenhiebe. Der Räuber beisst dem Südtiroler ins Gesicht, zerfleischt ihm den rechten Arm. «Ich habe ihn an den Ohren gepackt und versucht, ihn auf Distanz zu ziehen», sagt Molinari, «mein Hund wollte mich verteidigen. Doch er war ja nur ein Zehntel so gross wie der Bär.»

Mit der Faust schlägt er ihn in die Flucht

Der Schwerverletzte wehrt sich mit aller Kraft, tritt, schlägt mit der Faust. Schliesslich greift er nach einem Stock. Der Bär geht auf Abstand. Vladimir Molinari schleppt sich zur Strasse. Dort fällt er einem Velo-Fahrer in die Arme. Fulvio Paissan erinnert sich: «Er kam mir entgegen getorkelt. Blutüberströmt. Es sah schrecklich aus.»

Vladimir Molinari wird ins Spital nach Trento geflogen und noch in der Nacht operiert. Sechs Stunden lang. «Fünf verschiedene Chirurgen waren an der OP beteiligt», erzählt Claudio Ramponi (55), Chefarzt der Notaufnahme, «darunter auch von der plastischen Chirurgie. Molinari hat Glück gehabt. Die Wunden waren zwar über zwei Zentimeter tief, doch es wurden keine inneren Organe beschädigt.»

«Diese Augen werde ich nie vergessen»

Es ist der dritte Bärenangriff im Trentino in den letzten zehn Monaten. Im August 2014 wurde ein Pilze-Sammler von der Bärenmutter Daniza verletzt. Am 30. Mai traf es einen anderen Jogger. Marco Zadra (42) wurde von einem Bären angefallen und am Arm verletzt.

Nicht nur die Wunden schmerzen. Es bleibt auch ein Trauma. «Diese schwarzen Augen werde ich mein Leben lang nicht vergessen», sagt Vladimir Molinari im Krankenbett.

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