Joelle Weil über das makabre PR-Spiel der Hamas mit den Toten an Gazas Grenze
Der Hass auf Israel ist grösser als die Liebe zum eigenen Volk

Mit den vielen Todesopfern bei den Protesten in Gaza hat die Hamas ein makabres PR-Spiel gewonnen – ausgetragen auf dem Rücken des palästinensischen Volkes.
Publiziert: 18.05.2018 um 09:16 Uhr
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Aktualisiert: 12.09.2018 um 20:55 Uhr
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Begräbnis in Gaza: Der «Märtyrer», der hier beerdigt wird, ist eingehüllt in die Fahne der Hamas – ein vielsagendes Zeichen.
Foto: AFP PHOTO
Joëlle Weil, Tel Aviv

Die Bilder der letzten Wochen waren schwer zu ertragen. In Gaza protestierten Zehntausende Palästinenser am israelischen Grenzübergang, die israelische Armee reagierte mit scharfem Geschoss. Dabei starben Dutzende Palästinenser, und über 2000 wurden verletzt.

Der Westen ist empört. Israel steht am Pranger der internationalen Gemeinschaft. Doch kaum einer fragt nach der Verantwortung, welche die Hamas trägt für die Ausschreitungen.

Seit Ende März folgten Tausende Palästinenser dem Aufruf der in Gaza regierenden Hamas und protestierten. Der Sprecher der Hamas, Hazim Qassim, versprach jedem, der bei Demonstrationen verletzt würde, bis zu 500 Dollar. Familien, die einen Angehörigen bei den Protesten verlieren, sollten 3000 Dollar erhalten. Die Hamas provozierte ein vorhersehbares Blutbad. Und rühmte dann alle, die den Grenzzaun zu Israel niederreissen wollten – und dabei erschossen wurden.

Denn Israel reagierte mit aller Härte, wie es die israelische Armee im Vorfeld angekündigt hatte. Auf Flugblättern hatten die Verteidigungskräfte, die «Israel Defense Forces» (IDF), die Einwohner von Gaza ermahnt, man solle sich vom Grenzzaun fernhalten.

Nahmen die IDF die vielen Toten in Kauf? Welche Alternativen hätten sie gehabt? Das wird auch in Israel selbst breit diskutiert. Wenige Gehminuten von den Demonstrationspunkten entfernt befinden sich israelische Wohngebiete. Kein Wunder, dass man das Eindringen selbstdeklarierter Feinde des Landes mit aller Kraft zu verhindern versuchte. Die Hamas selbst bestätigte, dass 50 der über 60 Getöteten ihre eigenen Männer waren.

Was wäre geschehen, wenn diese Kämpfer oder ein wütender Mob israelisches Wohngebiet erreicht hätten? Eines ist sicher: Über die Situation lässt sich aus dem sicheren Ausland kühler philosophieren als aus unmittelbarer Nähe.

Die Welt ist empört über den Tod von Teenagern an der Grenze. Wie kann ein 14- oder 15-jähriger Junge ein Täter sein, der so ein Ende verdienen würde? Gleichzeitig muss man sich die Frage stellen: Warum schickt man Kinder an die Front solcher Proteste – gerade wenn man weiss, dass beide Seiten vor tödlicher Gewalt nicht zurückschrecken? Diese Frage ist wichtig, und sie spielt den Tod eines solchen Jungen nicht herunter.

Dieser Tage wurden die getöteten Palästinenser beigesetzt, viele von ihnen eingewickelt in der Fahne der Hamas und nicht in der palästinensischen Flagge. Das zeigt, für wen sie letztlich starben. Jeder Tote hat der Hamas einen Punkt in ihrem makabren PR-Spiel gebracht. Der internationale Aufschrei gegen Israel stärkt die Hamas. Das Wohl und die Sicherheit der Palästinenser werden diesem Ziel untergeordnet.

Mit der Hamas hat Gaza seit über zehn Jahren eine Regierung, die ihren Feind mehr hasst, als dass sie ihr eigenes Volk liebt. Sonst hätte sie nämlich versucht, die Demonstranten mit aller Kraft vom Niederreissen des Zauns abzuhalten.

Sonst hätte sie versucht, ein Blutbad zu verhindern.

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