Jetzt muss der Däne blechen
Künstler liefert Museum leeres Gemälde

Nachdem er sich zu einem gewagten «Projekt» hinreissen liess, muss ein dänischer Künstler rund 66'000 Franken an ein Museum zurückzahlen. Trotz eines langen Rechtsstreits nehmen die beiden Parteien den Vorfall mit Humor.
Publiziert: 19.09.2023 um 10:45 Uhr
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Der Künstler Jens Haaning bekam eine Summe an Geldnoten zur Verfügung gestellt. Statt diese zu einem Kunstwerk zu verarbeiten – behielt er die Summe bei sich.
Foto: Facebook / jens.haaning

Ein Künstler erhält Geld vom Museum – und schickt weisse Leinwände zurück. Nach diesem teuren Spass muss der dänische Künstler Jens Haaning (58) rund 66'000 Euro an ein Museum zurückzahlen. 

Rückblende: Haaning bekam 2021 rund 72'000 Euro in Geldnoten zur Verfügung gestellt. Der Künstler sollte anschliessend die Scheine an einer weissen Leinwand für zwei Kunstwerke über Macht und Ungleichheit nutzen. Doch statt zwei Ausstellungsstücken schickte er der Museumsleitung leere Leinwände zurück.

«Die Kunst war, dass ich das Geld genommen habe», sagte er später gegenüber dänischen Medien.Sein Projekt war als Stellungnahme zu den «miserablen Arbeitsbedingungen» in Dänemark und Österreich vorgesehen. Er gab ihm den Namen «Take the Money and Run». 

Honorar für Nicht-Arbeit

Nach einem langen Rechtsstreit hat ein Kopenhagener Gericht entschieden, dass Haaning die Summe zurückzahlen muss. Einen Teil darf er jedoch für Spesen behalten. Diese beinhalten das Künstlerhonorar für die «vollendeten Kunstwerke» sowie Montagekosten. Wo es bei der Ablieferung von zwei leeren Rahmen etwas zu montieren gibt, wird nicht ganz klar. Das Museum hatte verlangt, dass Haaning die gesamte Summe zurückgeben müsse.

Trotz des langen Rechtsstreits wurde die Affäre auch mit einer Prise Humor genommen. Museumsdirektor Lasse Andersson sagte 2021 zur britischen BBC, dass er laut gelacht habe, als er die beiden leeren Leinwände das erste Mal gesehen hatte. Auch wenn Haaning den Auftrag des Museums nicht erfüllt hatte, entschied sich Andersson für eine Ausstellung der weissen Wände. «Er hat mein Kuratorenteam und mich ein wenig aufgewühlt, aber ich habe auch gelacht, weil es wirklich lustig war.»

Viele Besucher kamen nur wegen der Leinwände

Haaning möchte das Urteil derweil nicht weiterziehen. Gegenüber «dr.dk» gab er zu, dass die Aktion gut für seine Arbeit gewesen sei, ihn aber auch in eine unangenehme Lage gebracht hatte, in der er nicht wusste, wie er in manchen Situationen reagieren sollte. 

Den Aussagen des Künstlers zufolge profitierte das Museum schliesslich von der öffentlichkeitswirksamen Affäre: «Das Museum hat dadurch viel mehr Geld verdient, als es zu Beginn investiert hat.» (ene)

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