Der Polizist Dennis Turner im US-Staat Florida hat vergangenen Donnerstag zwei Sechsjährige an einer Schule festgenommen. Der Bub und das Mädchen seien ihm wegen «Fehlverhalten und Körperverletzung» aufgefallen.
Nun ist der Beamte seinen Job los und die Vorwürfe gegen die Kinder wurden fallengelassen.
«Diese sehr kleinen Kinder sollen auf eine Weise geschützt, gepflegt und diszipliniert werden, die sich nicht auf das Strafrechtssystem stützt», sagte die zuständige Staatsanwältin Aramis Ayala. «Systeme sind nicht dafür ausgelegt, unsere Kinder grosszuziehen.»
Der Polizeichef der Stadt Orlando, Orlando Rolón, entschuldigte sich am Montag (Ortszeit) bei den beiden Kindern und ihren Familien. «Als Grossvater von drei Kindern unter elf Jahren kann ich mir nur vorstellen, wie traumatisch dies für alle Beteiligten war.»
Der Fall heizt nun die Debatte über Polizeipräsenz an amerikanischen Schulen an.
Mädchen erleidet Wutanfall nach Schlafstörung
Die Oma des Mädchens sei entrüstet gewesen, als sie von der Festnahme ihrer Enkelin erfahren habe. «Keine Sechsjährige soll jemandem erzählen können, dass sie Handschellen anhatte», sagt Meralyn Kirkland zu «Reuters».
Die Grossmutter erklärte in der US-Presse, ihre Enkelin, Kaia Rolle, sei nach einem Wutanfall in das Schulbüro gebracht worden, wo ein Mitarbeiter versucht habe, sie mit einem Griff ans Handgelenk zu beruhigen. Das kleine Mädchen habe daraufhin um sich getreten. Daraufhin kam es demnach zur Festnahme.
Als Grund für den Wutanfall nannte die Oma die als Schlafapnoe bekannte Schlafstörung des Kindes. Zur Festnahme des Jungen machte die Polizei keine Angaben. Er sei inzwischen wieder bei seiner Familie, hiess es lediglich.
Polizist schon früher auffällig
Polizisten in Schulen sind seit dem Massaker an der Columbine Highschool im Jahr 1999, bei dem zwei Teenager zwölf Mitschüler und einen Lehrer erschossen, ein fester Bestandteil des Alltages in den USA. Laut einer von der «Washington Post» zitierten Studie gab es an fast der Hälfte aller öffentlichen Schulen während des Zeitraums von 2017 bis 2018 Polizisten.
Doch die Kritik an ihnen wächst: Gewöhnliches Fehlverhalten Jugendlicher, mit dem sich früher Lehrer oder Schulleitungen auseinandersetzten, werde kriminalisiert, oft mit langfristigen Folgen für die Schüler. In den vergangenen Jahren hätten Strafmassnahmen afroamerikanische Schüler sowie Kinder mit Behinderungen überproportional häufig getroffen.
In dem konkreten Fall habe dem Polizist eine notwendige Genehmigung zur Festnahme eines Minderjährigen gefehlt. Die Untersuchungen dauerten zunächst noch an. Der Polizist ist laut US-Medien bereits früher auffällig geworden. (SDA/man)