Endlich rüstet sich auch die islamische Welt gegen den Terror des IS: 34 muslimisch geprägte Länder in Afrika und Asien haben sich zu einer Anti-Terror-Koalition zusammengeschlossen. Das Bündnis hat seinen Sitz in Riad, der Hauptstadt von Saudi-Arabien.
In dieser Koalition ist auch ein nach Europa orientiertes Land führend: die Türkei. Das ist verwirrend, denn der Staat am Bosporus tanzt auf mehreren Hochzeiten: Die Türkei ist auch Mitglied des von den USA angeführten Bündnisses gegen den IS sowie der Nato. Zudem wird zurzeit wieder einmal über eine mögliche Aufnahme der Türkei in die EU verhandelt.
Für Maurus Reinkowski, Nahost-Experte an der Universität Basel, ist die aktuelle Politik von Präsident Recep Tayyip Erdogan problematisch: «Die Türkei betreibt eine sehr viel aktivere und aggressivere Aussen- und Strategiepolitik als noch vor wenigen Jahren», sagt er. «In Krisensituationen fordert sie dann aber die Solidarität der Nato-Staaten ein.»
Jüngstes Beispiel: der Abschuss eines russischen Kampfjets durch die Türkei, der zwischen den beiden Staaten massive Spannungen auslöste.
Die Syrien-Politik der Türkei läuft wegen der zum Teil direkten oder indirekten Unterstützung des IS dem Konsens der Nato-Staaten aber zuwider. Reinkowski warnt: «Wegen der politischen Aktionen der Türkei könnte es in naher Zukunft innerhalb der Nato zu einem Dissens kommen.»
Zu den wichtigsten Mitgliedern des neu gegründeten islamischen Anti-Terror-Bündnisses zählen Ägypten, Libyen, die Türkei, der Sudan, Jordanien, Marokko und Pakistan. Nicht dabei ist Saudi-Arabiens schiitischer Erzrivale Iran. «Es handelt sich hier eher um eine sunnitische Allianz», sagt Reinkowski.
Die USA hatten wiederholt ein stärkeres Engagement der Golfstaaten bei der Bekämpfung der IS-Terroristen gefordert. Maurus Reinkowski zweifelt allerdings daran, dass das neue Bündnis eine entscheidende Änderung der militärischen Verhältnisse in Syrien und in Teilen des Iraks herbeiführen wird: «Es ist höchstens ein halber Schritt auf dem Weg zu einer Stabilisierung der Region. Zudem birgt die Initiative Potenzial für eine weitere Eskalation mit dem Iran.»