In Coventry plädierte Labour-Chef Corbyn am Montag für eine neue und starke Beziehung zum Binnenmarkt, die einen zollfreien Zugang beinhalte.
Die Mitglieder der Zollunion einigen sich auf gemeinsame Aussenzölle - an den Binnengrenzen fallen dann keine Zölle an. Auf Grenzkontrollen im Warenverkehr zwischen den Mitgliedern kann so verzichtet werden.
Harte Grenze in Irland vermeiden
Brexit-Anhänger sehen in der Scheidung von der EU die Chance, vorteilhafte Handelsverträge mit Drittländern abzuschliessen, die in der Zollunion unmöglich wären. Kritiker meinen hingegen, dass London dabei Partnern wie den USA und China erhebliche Zugeständnisse zum Beispiel bei Produktstandards machen müsste.
Eine Zollunion würde laut Corbyn auch eine sogenannte harte Landgrenze zwischen dem britischen Nordirland und dem EU-Mitglied Irland verhindern helfen. Labour würde zudem flexibler als Premierministerin Theresa May beim Thema Migration sein, sagte Corbyn und ging damit auf Sorgen der Wirtschaft um ausländische Arbeitskräfte nach dem Brexit ein.
May lehnt eine Zollunion mit der EU 27 ab. Ihr Sprecher bekräftigte am Montag, damit wolle Grossbritannien frei dafür sein, neue Handelsabkommen mit schnell wachsenden Ländern wie China und Indien zu schliessen.
Autorität Mays untergraben
Zwar steht auch Corbyn wie May für einen Austritt aus der EU. Mit seiner Rede zielte er aber darauf ab, die Autorität Mays zu untergraben, gegen die eine kleine Gruppe pro-europäischer Rebellen in den Reihen der Torys aufbegehrt.
«Ich appelliere an die Abgeordneten aller Parteien, bereit zu sein, die Interessen der Menschen über ideologische Fantasien zu stellen», sagte der Labour-Chef. Seine Partei würde keine Brexit-Abmachung unterstützen, die Arbeitsplätzen, Rechten und Lebensstandard dauerhaften Schaden zufügen würden.
May ist als Chefin einer Minderheitsregierung ohne eigene Mehrheit im Parlament angreifbar. Die Rebellen könnte sie bei einer Abstimmung im Parlament über Änderungen am Handelsgesetz zu Fall bringen, wenn sie mit der Opposition stimmen.
Ein Datum für die Abstimmung steht allerdings noch nicht fest. Handelsminister Liam Fox hat angekündigt, die Regierung wolle das Votum aufschieben, um mehr Zeit für Überzeugungsarbeit bei kritischen Abgeordneten in ihren Reihen zu haben.
May hält am Freitag Brexit-Rede
May will ihre Pläne für die Beziehungen Grossbritanniens zur EU nach dem Brexit am Freitag in einer Grundsatzrede vorstellen. Am Donnerstag will sie ihre Linie in einer Sondersitzung des Kabinetts abstimmen.
Am selben Tag ist auch ein Treffen mit EU-Ratspräsident Donald Tusk geplant. Dieser hatte die Vorstellungen Mays über die Beziehungen nach dem Austritt nach dem Gipfel der EU 27 am vergangenen Freitag als reine Illusion abgeschmettert. (SDA)
Am 23. Juni 2016 stimmte Grossbritannien für den Austritt aus der Europäischen Union. Zur Zeit verhandeln die EU und das Vereinigte Königreich über die Austrittsbedingungen. Alle aktuellen Informationen gibt es immer hier.
Am 23. Juni 2016 stimmte Grossbritannien für den Austritt aus der Europäischen Union. Zur Zeit verhandeln die EU und das Vereinigte Königreich über die Austrittsbedingungen. Alle aktuellen Informationen gibt es immer hier.