Die Sprecherin des Internationalen Komitees vom Roten Kreuz (IKRK), Marie-Claire Feghali, sagte, die ersten Hilfslieferungen würden den aktuellen Bedarf decken. Sollte der Krieg wie bisher weitergehen, würden jedoch weitere Lieferungen benötigt.
Von Sanaa würden nun erste Hilfsgüter nach Aden im Süden des Landes gebracht. Es liefen Gespräche mit den Konfliktparteien, um die Schaffung eines sicheren Korridors für weitere Hilfstransporte zu ermöglichen.
Erste Flugzeuge des Roten Kreuzes und des UNO-Kinderhilfswerks UNICEF waren am Freitag mit jeweils 16 Tonnen Medikamenten an Bord in Sanaa eingetroffen. Wegen der Kämpfe wird die medizinische Versorgung der Bevölkerung immer schwieriger.
Sowohl beim medizinischen Personal als auch bei Medikamenten gibt es Engpässe. Teilweise gehen auch Nahrungsmittel, Wasser und Benzin zur Neige. Am Freitag forderte die UNO daher eine «sofortige humanitäre Kampfpause».
Am Samstagmittag flog die arabische Militärallianz unter Führung Saudi-Arabiens weitere Luftangriffe auf Stellungen der Huthi-Rebellen in Sanaa sowie Amran im Norden, Hodeida im Westen und Schabwa im Süden, wie Augenzeugen berichteten.
Saudische Kampfflugzeuge bombardierten auch die Militärakademie in Sanaa. Augenzeugen sahen am Samstag Rauchsäulen über der Einrichtung hochsteigen.
Ali al-Kuhum, ein Mitglied des Politbüros der schiitischen Huthi-Bewegung, erklärte, in Sanaa seien auch auf ein Wohngebiet und einen Kinderspielplatz Bomben niedergegangen. Eine nicht näher genannte Zahl von Zivilisten sei ums Leben gekommen. Saudi-Arabien beschuldigt die Huthi-Milizen, ihre Stellungen und Waffenlager absichtlich in Wohngebieten anzulegen.
Im Jemen kämpfen die vom Iran und dem ehemaligen jemenitischen Präsidenten Ali Abdullah Saleh unterstützten Huthi-Rebellen gegen Anhänger des aus dem Land geflohenen Präsidenten Abed Rabbo Mansur Hadi. Ein von Saudi-Arabien geführtes arabisches Militärbündnis fliegt seit mehr als zwei Wochen Luftangriffe gegen die Huthis und ihre Verbündeten.
Die Huthi-Rebellen hatten im Januar die Hauptstadt Sanaa komplett unter ihre Kontrolle gebracht und seitdem weite Gebiete im Westen und Süden erobert. Als die Rebellen im März auf die südliche Hafenstadt Aden vorrückten, in welcher der jemenitische Präsident Hadi Zuflucht gesucht hatte, floh dieser weiter nach Riad und bat Saudi-Arabien um militärische Unterstützung.
Bei den Kämpfen wurden nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation (WHO) in den vergangenen drei Wochen fast 650 Menschen getötet. Allerdings sind in dieser Zahl nicht die Opfer enthalten, die direkt von ihren Angehörigen bestattet werden.
Auch am Samstag wurden aus Aden sieben Todesopfer gemeldet. Zudem wurden 17 Rebellen in Aden sowie bei einem Überfall auf einen Konvoi auf der Strasse zwischen Taes und Lahdsch getötet.
In Aden leisten Gegner Salihs und Anhänger der Autonomie-Bewegung Widerstand gegen die vorrückenden Milizen der Huthis und gegen Salih-treue Armeeverbände. Ein Sprecher der sogenannten Südlichen Widerstandsmiliz forderte am Samstag die Stämme im gesamten Südjemen auf, Kämpfer und Waffen zur Verteidigung Adens zu schicken.