Trotz eines Appells von US-Präsident Barack Obama an den saudi-arabischen König Salman am Dienstag, rasch eine Lösung für den Konflikt im Jemen zu finden, bombardierten Kampfflugzeuge der von Saudi-Arabien angeführten Militärkoalition im Morgengrauen sechs Stellungen der Huthi-Rebellen in Aden, wie Augenzeugen und Militärvertreter sagten. Grosse Teile der Hafenstadt sind während der viermonatigen Kämpfe bereits in Trümmer gelegt worden.
Wie der Sprecher des Volkswiderstands, der Exil-Präsident Abd Rabbo Mansur Hadi nahesteht, mitteilte, drangen die regierungstreuen Milizionäre nach heftigen Kämpfen in den Stadtteil Crater vor, wo sich der Präsidentenpalast von Aden befindet. Demnach eroberten die Milizionäre auch den kleinen Hafen von Mualla.
Er befindet sich neben dem Haupthafen der Stadt, den die Rebellen nicht erobert hatten, als sie Ende März von der Hauptstadt Sanaa nach Aden vorstiessen und damit Präsident Hadi zur Flucht ins saudi-arabische Exil zwangen.
General Fadhl al-Hasan, der die regierungstreuen Truppen im Westen der Stadt kommandiert, sagte, seine Einheiten hätten auch die Küstenstrasse an der strategisch wichtigen Meerenge Bab al-Mandeb zwischen Jemen und Dschibuti erobert. Sie seien zudem bis vor die von den Rebellen gehaltene Stadt Mocha im Nordwesten von Aden vorgerückt. Über Mocha war bisher Nachschub für die Huthis aus dem Norden des Landes gebracht worden.
Seitens der Provinzverwaltung hiess es, die Rebellen hätten Wohnviertel im Norden und Osten der Stadt mit Granaten und Raketen beschossen. Seit Dienstag seien dabei zwölf Zivilisten und acht Militärs getötet und mehr als hundert Menschen verletzt worden.
Über Verluste auf Seiten der Rebellen war nichts bekannt. An den Kämpfen beteiligten sich nach Armeeangaben auf Seiten des Volkswiderstands auch kürzlich in Saudi-Arabien ausgebildete jemenitische Soldaten.
Die Regierungstruppen hatten am Dienstag mit Unterstützung der arabischen Militärkoalition den internationalen Flughafen von Aden zurückerobert und Teile des Diplomatenviertels Chor Maksar eingenommen. Nach der Einnahme von Chor Maksar sei der Widerstand der Huthi-Rebellen und ihrer Verbündeten in der Armee kollabiert, sagte der Sprecher des Volkswiderstands. Die Huthis werden von Armeeeinheiten des früheren Präsidenten Ali Abdullah Saleh unterstützt.
Im Jemen sollten eigentlich diese Woche die Waffen schweigen, um die Lieferung von humanitären Hilfsgütern zu ermöglichen. Die von der UNO ausgerufene humanitäre Kampfpause war aber bereits kurz nach dem Beginn am Samstag wieder gebrochen worden.
Im Jemen herrscht seit der Eskalation des Konflikts Ende März eine humanitäre Krise. Mehr als 80 Prozent der 26 Millionen Einwohner sind auf Hilfe angewiesen, mehr als 3200 Menschen starben bereits in dem Konflikt.