Drei seiner Minister pilgerten stattdessen am Sonntag in das Shinto-Heiligtum, wo der in Kriegen für das japanische Kaiserreich Gestorbenen gedacht wird - darunter verurteilte und hingerichtete Kriegsverbrecher. Zwei weitere Minister aus Sugas Kabinett, darunter Verteidigungsminister Nobuo Kishi, hatten den Schrein schon am Freitag aufgesucht und damit Proteste Chinas und Südkoreas ausgelöst, gegen die Japans Aggressionen im Zweiten Weltkrieg gerichtet waren.
In seiner Rede bei einer wegen der Corona-Pandemie drastisch verkleinerten zentralen Gedenkzeremonie in Tokio für die etwa 3,1 Millionen gefallenen Soldaten und zivilen Opfer bekräftigte Suga zwar den Entschluss seines Landes, die «Tragödie von Krieg» niemals zu wiederholen. Auf Japans damalige Aggressionen ging Suga jedoch nicht ein und folgte damit der Linie seines Vorgängers Shinzo Abe, dem Suga jahrelang als Regierungssprecher gedient hatte, wie japanische Medien festhielten.
Abe pilgerte am Sonntag ebenfalls in den Yasukuni-Schrein. Als damals amtierender Regierungschef hatte er den Schrein zuletzt im Dezember 2013 besucht und damit scharfe Kritik ausgelöst. Seither beliessen es Japans Premiers bei Opfergaben. Ein japanischer Professor hatte kürzlich anhand von US-Dokumenten herausgefunden, dass die Asche des 1948 als Kriegsverbrecher hingerichteten Premiers Hideki Tojo sowie sechs weiterer zusammen mit ihm Verurteilter damals von einem US-Militärflugzeug über dem Pazifik verstreut worden war.
Tojo und die sechs anderen waren in einem Kriegstribunal zum Tode verurteilt worden und 1948 erhängt worden. Das Gedenken an die Kriegstoten im Yasukuni-Schrein schliesst allerdings auch sie ein. Für Kritiker ist der Yasukuni-Schrein Symbol des ehemaligen Militarismus.
(SDA)