Ein mystischer Herrenraum, eine Rumflasche mit einem Alkoholgehalt von 60 Prozent und eine verstaubte Glacemaschine: Archäologen sind in der deutschen Stadt Dortmund auf ein wahres Archäologen-Schmuckstück gestossen!
In einem versiegelten Tiefbunker fand das Team ein Restaurant aus dem Jahr 1948. Dies berichtet die «Bild»-Zeitung am Dienstag.
Verrostetes Kücheninventar und eine Original-Speisekarte
Die Bilder des Sensationsfunds zeugen von einer längst vergangenen Zeit: Der ehemalige Schutzraum bot Platz für 390 Menschen. Auf den 250 Quadratmetern finden sich noch die originalen Tische und Garderobenständer.
Nebst zahlreichen Flaschen und verrostetem Kücheninventar befindet sich in dem Raum auch eine Speisekarte. Die Preise darin sind noch gut lesbar: Gäste konnten sich Ananassorbet für umgerechnet 40 Rappen oder einen Schoggi-Becher für 60 Rappen bestellen.
«Man springt in eine andere Zeit. Eigentlich sind es sogar zwei Zeiten: Während der Kriegszeit war das ein Ort, an dem die Leute Schutz gesucht haben. Danach sassen Menschen hier zusammen und hatten Spass», erklärt Stadtarchäologe Ingmar Luther der «Bild».
Doch warum wurde ein Schutzraum überhaupt als Beiz genutzt? Im zerbombten Dortmund war der Platz für gastronomische Räumlichkeiten in der Nachkriegszeit knapp. Deshalb wurde der Bunker umfunktioniert.
Bunker in gutem Zustand
1971 war Schluss mit der Kulinarik. Später wurde der Raum laut Belegen von einem Fotografen für das Entwickeln seiner Filme benutzt, bevor der Bunker 1981 verschlossen wurde, als Unbekannte dort Feuer legten.
Der Brand hatte keine weitreichenden Konsequenzen: Der Bunker befinde sich trotz seines langen Bestehens in sehr gutem Zustand. Um diesen auch weiterhin beizubehalten, wurde der Raum nach der Archäologen-Begehung mit schweren Betonplatten wieder verschlossen. (ene)