Koboldhai: Das lebende Fossil aus der Tiefsee
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:Koboldhai: Das lebende Fossil aus der Tiefsee

Jahrhundertfund widerrufen
Mystischer Kobold-Hai im Mittelmeer als Kinder-Spielzeug entlarvt

Es galt als Jahrhundert-Entdeckung: An einem griechischen Strand soll ein äusserst seltener Koboldhai angespült worden sein. Wissenschaftler feierten es als Höhepunkt ihrer Karriere. Andere äusserten Zweifel. Beim Hai handelt es sich offenbar um ein Plastikspielzeug.
Publiziert: 27.03.2023 um 04:03 Uhr
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Jahrhundertfund oder doch eher Plastikspielzeug? Der angeblich an Griechenlands Küste angeschwemmte, äusserst seltene Koboldhai.
Foto: Giannis Papadakis

Meeresforscher konnten ihr Glück nicht fassen. Das Fachjournal «Mediterranean Marine Science» meldete letzten Mai, dass 2020 ein seltener Tiefseehai an die Küste der griechischen Insel Anafi gespült worden war. Zum ersten Mal überhaupt sei ein äusserst seltener Koboldhai im Mittelmeer gesichtet worden. Inzwischen wurde die Studie korrigiert. Bei der ganzen Aufregung soll es sich offenbar um ein Plastikspielzeug für Kinder gehandelt haben.

Die Studie stützte sich auf ein Foto, das Hobbywissenschaftler in sozialen Medien publiziert hatten. Das Bild zeigt einen ungewöhnlich kleinen, graublauen und bemerkenswert gut erhaltenen Koboldhai – ein unglaublicher Fund, von dem Forscher während ihrer Karriere nur träumen können.

Doch es gab bald Zweifel an der Entdeckung. «Es sieht aus wie ein ganz gewöhnliches Spielzeug», sagte Vicky Vásquez, eine Haiexpertin am Pacific Shark Research Center im kalifornischen Monterey, gegenüber «The Daily Beast». Spürnasen auf Twitter wiesen schnell darauf hin, dass der Hai auf dem Bild eine verblüffende Ähnlichkeit mit einem Koboldhai-Modell des italienischen Spielzeugherstellers DeAgostini aufweist. Bis hin zur Naht an der Seite des Rachens.

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Seltsam schlaffe Nase

Ein gewisser Giannis Papadakis soll den Jahrhundertfund im August 2020 gemacht haben. Er legte den Fischkadaver auf einen Felsen und schoss das Foto, das in die Hände von ansässigen Hobbyforschern gelangte. Zwei Jahre später wurde der Triumph der Meereswissenschaftler veröffentlicht – und inzwischen wieder zurückgezogen.

Als Plastikspielzeug wurde der Koboldhai deswegen entlarvt: Die Kiemen des griechischen Exemplars sind geschlossen – und der fragliche Hai scheint nur vier Kiemenschlitze zu haben, obwohl Koboldhaie fünf haben. Zudem ist sein Kiefer in der Jagdposition vollständig vorgestreckt und nicht entspannt, obwohl er keine sichtbaren Zähne hat. Und die Nase ist seltsam schlaff nach unten geneigt, im Gegensatz zur charakteristisch steifen, geraden Schnauze der meisten Koboldhaie.

«Alien aus der Tiefe» für 11 Franken

Der auch «Alien aus der Tiefe» genannte Koboldhai kann eine Länge von fünf Metern erreichen und jagt in einer Tiefe von mehr als einem Kilometer. Besonders furchteinflössend ist sein Gebiss. Es schnellt aus dem Kiefer hervor, wie bei einem Alien. Fossilienfunde belegen, dass der Hai in dieser Form schon vor 125 Millionen Jahren vorkam.

Die Originalstudie zum Griechenfund kann nicht mehr online gelesen werden, dagegen ist der inzwischen gelöschte Koboldhai-Auszug weiterhin auf einer Cache-Webseite einzusehen. Auf eBay gibts den Kobold-Plastikhai für knapp elf Franken. (kes)

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