Jahrelange Fehlernährung mit drastischen Folgen
Pommes frites machten Briten (19) blind und taub

Ein besonders drastischer Fall von Fehlernährung macht derzeit international Schlagzeilen: Ein Brite (19) hat jahrelang fast ausschliesslich Pommes frites gegessen. Nun ist er blind und taub.
Publiziert: 04.09.2019 um 13:44 Uhr
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Aktualisiert: 05.09.2019 um 07:55 Uhr
In Grossbritannien hat sich ein Junge nur von Pommes Frites ernährt – nun ist er taub und blind.
Foto: KEYSTONE

Ein Jugendlicher aus Bristol in Grossbritannien hat sein Augenlicht und sein Gehör verloren. Wie das medizinische Fachjournal «Annals of Internal Medicine», sei dies durch seine jahrelange Mangelernährung passiert. Und zwar hat sich der 19-Jährige praktisch nur von Pommes ernährt.

Wie die Mutter dem «Independent» erzählt, habe sie ihrem Sohn stets ein Pausenbrot und einen Apfel oder anderes Obst in die Schule mitgegeben. Doch der damals erst Siebenjährige habe die Brotzeit unangetastet wieder nach Hause gebracht.

Seine Geschwister hätten im Gegensatz zu ihm so ziemlich alles gegessen. Der Junge jedoch wollte nur Pommes von einem nahe gelegenen Imbiss. Ab und an habe er zu auch zu Chips oder Weissbrot gegriffen. Manchmal auch eine Scheibe Schinken oder ein Würstchen gegessen. Jedoch Obst, Gemüse, Eier, Milchprodukte hat er nicht angerührt.

«Er war immer so schlank, wie ein Rechen»

Weil der Junge nicht dick geworden sei, hätten sich die Eltern lange keine Sorgen gemacht. «Man hört die ganze Zeit von Fast Food und Fettleibigkeit. Er aber war schlank wie ein Rechen.»

Mit 14 fühlte sich der Junge offenbar immer häufiger müde und unwohl. Deshalb schickten ihn die Eltern zum Arzt. Dieser diagnostizierte einen Vitamin-B12-Mangel. Der Junge jedoch verschmähte die verschriebenen Nahrungsergänzungsmittel.

Dass er dennoch weiter nur Pommes isst, habe nichts mit Sturheit zu tun, meint sein behandelnder Arzt. Woran der Jungendliche leidet, nennen Spezialisten «avoidant-restrictive food intake disorder», kurz ARFID. Dabei haben Betroffene eine immense Abneigung gegen gewisse Lebensmittel entwickelt – allein der Gedanke daran bereitet ihnen Ekel, zuweilen auch Angst zu ersticken.

Wie der britische Berufsverband der Kinder- und Jugendärzte auf seiner Internetseite schreibt, leiden unter 100 acht bis dreizehn Jahre alten Kindern etwa drei an ARFID. «Wie bei anderen Essstörungen ist eine frühe Behandlung wichtig, um eine Chronifizierung zu vermeiden», schreibt der Verband weiter.

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