Italiens Innenminister verwehrt Flüchtlingsschiffen den rettenden Hafen
Salvinis herzlose Woche

Seit Wochen kämpfen internationale Rettungsschiffe darum, ihre Flüchtlinge in Sicherheit zu bringen. Doch Italiens rechtsradikaler Innenminister Matteo Salvini hat ihnen den Krieg erklärt.
Publiziert: 07.07.2019 um 23:10 Uhr
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Aktualisiert: 08.07.2019 um 09:41 Uhr
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Die Flüchtlinge werden nicht ertrinken. Das Rettungsschiff «Alan Kurdi» hat sie treibend auf dem Mittelmeer entdeckt und an Bord genommen.
Foto: AFP
Myrte Müller

Am Freitag kreuzt die «Alan Kurdi» im Mittelmeer. Das deutsche Rettungsschiff entdeckt ein Schlauchboot. An Bord sind dicht gedrängt 65 Flüchtlinge, darunter 39 Minderjährige. Sie kommen aus zwölf Nationen, wie die «FAZ» berichtet. Die Flüchtlinge sind damit gerettet – doch ihre Odyssee ist bei weitem nicht zu Ende. Drei Tage wird die «Alan Kurdi» auf offener See verharren, ehe ein Land sich erbarmt, die Flüchtlinge vom Schiff zu lassen. 

Es ist Sonntag, 16.45 Uhr, als Malta endlich grünes Licht gibt. Das Schiff darf anlegen. Das kündigt Maltas Premier Joseph Muscat an, «als Zeichen des guten Willens der maltesischen Regierung». Die Flüchtlinge werden gleich an verschiedene europäische Staaten weitergereicht. 

Erstes Ziel der «Alan Kurdi» ist eigentlich Lampedusa (I). Doch Italien versperrt ihnen am Samstag den Weg. Es ist das dritte Mal innerhalb weniger Wochen, dass Italiens Innenminister Matteo Salvini (46) einem Flüchtlingsschiff den rettenden Hafen verwehrt.

Die Odyssee der «Alan Kurdi» endet in Malta

Während die «Sea-Watch 3» und der Segler «Alex» vom italienischen Hilfswerk Mediterranea mit jeweils über 40 Gestrandeten an Bord das Verbot des italienischen Innenministers ignorieren und mit Gewalt an der Mole andocken, dreht die «Alan Kurdi» entmutigt ab, hält hoffnungsvoll Kurs auf Malta. Doch auch dort heisst es noch am Morgen: keine Erlaubnis in maltesische Hoheitsgewässer einzudringen.

Auf dem Rettungsschiff wird die Situation immer verzweifelter. Drei Menschen seien in der Hitze zusammengebrochen, berichtet das Hilfswerk Sea Eye auf Twitter. Und: «Wir benötigen dringend medizinische Unterstützung und einen sicheren Hafen, um Schlimmeres zu verhindern.» Dann gibt Malta endlich nach.

Weniger Herz zeigt Matteo Salvini. Er schäumt vor Wut, weil zwei der Flüchtlingsschiffe seine Anordnung missachteten und trotz Hafensperrung anlegten. Im Fall der «Sea-Watch 3» schrammte das Flüchtlingsschiff beim Andocken in Lampedusa um ein Haar ein Zollboot. Die Kapitänin Carola Rackete (31) wurde verhaftet, später aber wieder freigelassen. Gegen sie wird auch wegen Verdachts der Unterstützung von Menschenhändlern ermittelt. Für Salvini ist sie schlicht eine Piratin.

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Horst Seehofer appelliert an Matteo Salvini

Auch die Mannschaft der «Alex» bekommt Ärger mit dem starken Mann der Lega. Als der Segler in der Nacht auf Sonntag anlegt, tobt der italienische Innenminister. Er droht, die Geldstrafen für den Ungehorsam auf eine Million Euro zu erhöhen. Auch gegen den Verantwortlichen der Mission, Leu Erasmo Palazzotto, wird ermittelt und das Segelschiff beschlagnahmt. 

Die harte Haltung des Vizepremiers stösst in Deutschland auf Unverständnis. Innenminister Horst Seehofer (70) appelliert noch am Samstag an seinen Amtskollegen Salvini, die Häfen zu öffnen. «Wir können es nicht verantworten, dass Schiffe mit geretteten Menschen an Bord wochenlang im Mittelmeer treiben, weil sie keinen Hafen finden», schreibt Seehofer an Salvini. Auch im Fall der «Alan Kurdi» und der «Alex» sei Deutschland im Rahmen einer europäisch-solidarischen Lösung bereit, einen Teil der aus Seenot Geretteten aufzunehmen.

Matteo Salvini beeindruckt das nicht. Er kündigte in einem Internet-Video an, er werde die Flüchtlinge per Bus direkt in die deutsche Botschaft in Rom karren lassen. 

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