Sie steht für einen möglichen Aufbruch der angeschlagenen italienischen sozialdemokratischen Partei: Elly Schlein, 37, Tochter einer Italienerin und eines Amerikaners. Ihr Grossvater väterlicherseits war jüdischer Herkunft und emigrierte einst aus der heutigen Ukraine in die USA. Bei der Einreise machten die amerikanischen Behörden aus «Herschel Schleyen» kurzerhand «Harry Schlein», wie es heisst.
Ihr Grossvater mütterlicherseits war Rechtsanwalt aus Siena und «überzeugter Antifaschist», wie Schlein auf ihrer Website schreibt. Die 37-Jährige besitzt den italienischen, den amerikanischen und den Schweizer Pass. Geboren ist Elly Schlein in Lugano.
Dass die italienischen Sozialdemokraten heute Sonntag eine Art Richtungswahl begehen, steht schon seit längerem fest. Auf der einen Seite steht mit Elly Schlein eine Kandidatin, die als progressiv, ökologisch und feministisch gilt. Schlein steht offen zu ihrer Bisexualität, kämpft für eine neue Form des Leadership und plädiert für Solidarität mit Mitgranten.
Damit hat sich Schlein in Windeseile als Gegenprogramm zu Regierungschefin Giorgia Meloni positioniert. Kürzlich erklärte sie gegenüber Schweizer Radio und Fernsehen SRF, was Chancengleichheit bedeute, habe sie in der Schweiz gelernt.
Auf der anderen Seite steht der eigentliche Favorit für die Wahl Stefano Bonaccini. Als Präsident der Region Emilia Romagna kennt er seine Kontrahentin bestens, war doch Schlein 2020 bis 2022 seine Vizepräsidentin. Bonaccini gilt als pragmatisch und weniger links, obwohl der 1967 Geborene seine Karriere einst in der Kommunistischen Partei begann.
In der Abstimmung unter den eingeschriebenen Parteimitgliedern siegte Bonaccini über Schlein mit 53 zu 35 Prozent, doch in der heutigen Urnenabstimmung stimmen nicht nur Parteimitglieder ab, sondern auch Sympathisanten. Dieser Punkt könnte für Elly Schlein sprechen, denn an der Basis gilt die 37-Jährige als äusserst beliebt. (SDA)