Italienische Lega führt «Apartheid» ein
Migranten-Schüler essen Zmittag im Nebenraum

Migranten-Kinder dürfen in der italienischen Stadt Lodi nur noch mit den Italienern zusammen essen, wenn sie beweisen können, dass sie nichts besitzen. Nur: Wer kann sich schon ein solches Dokument beschaffen?
Publiziert: 15.10.2018 um 21:12 Uhr
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Aktualisiert: 15.10.2018 um 21:13 Uhr
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Ausländer an einer Schule in Lodi: Neu müssen gewisse Kinder mit Migrationshintergrund getrennt von ihren italienischen Gschpänli essen.
Foto: corriere.it

Die Partei des italienischen Vizeregierungschefs und Innenministers Matteo Salvini (45) unternimmt alles, um den Migranten das Leben in Italien möglichst ungemütlich zu machen. Der neueste Streich der rechten Lega: Sie separiert beim Mittagessen gewisse Grundschüler mit Migrationshintergrund von ihren italienischen Gspänli.

Eingeführt wurde diese Regel in der lombardischen Stadt Lodi. Nur wer mit einem Dokument aus seinem Heimatland nachweisen kann, dass er über kein Vermögen verfügt, hat noch Anspruch auf reduzierte Sozialsätze, die zur Nutzung der Kantine und Schulbusse berechtigen. Das Dokument muss zudem in Italienisch verfasst sein.

Wem von den Flüchtlingen gelingt es schon, via Konsulat ein solches Dokument aus seiner Heimat, wo oft Krieg und Chaos herrschen, zu beschaffen?

Selber Essen mitnehmen

Die Folge daraus: Alle ohne solchen Ausweis müssten pro Kind und Tag fünf Euro zahlen. Bei einer Familie mit drei Kindern bedeutet das ungefähr eine Verfünffachung der bisherigen Kosten. Weil das kaum jemand bezahlen kann, werden Ausländerkinder ohne Dokument und Geld mittags von ihren italienischen Kollegen getrennt und müssen ihre selbst mitgebrachten Panini und Sandwiches im Nebenraum essen.

Von der Regelung sind rund 300 Familien betroffen. Der ehemalige sozialdemokratische Ministerpräsident Matteo Renzi (43) sprach von einer «Nationalschande», andere Kritiker bezeichnen das Vorgehen als «Apartheid-System».

Flüchtlingsfreundlicher Bürgermeister verhaftet

Erst vor wenigen Tagen sorgte Salvini mit einem anderen Entscheid für Empörung: Er hatte angekündigt, alle Migranten aus einem flüchtlingsfreundlichen Dorf in Kalabrien umsiedeln zu wollen. In Riace war vor zwei Wochen Bürgermeister Domenico Lucano (60) festgenommen worden, der als Symbol für Integration und Toleranz gilt. Salvini wirft ihm Gesetzesverstösse vor. (gf)

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