Italien-Wahlen: Berlusconis Partei lässt Senator Antonio Razzi (70) fallen
Der Verlierer kommt aus der Schweiz

Nach der vermasselten Einbürgerung in Emmen LU hat der italienische Senator Antonio Razzi (70) die Schweiz verlassen. Doch auch in Italien gabs eine schallende Ohrfeige: Berlusconis Partei strich ihn für die Parlamentswahlen von der Liste.
Publiziert: 04.03.2018 um 23:36 Uhr
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Aktualisiert: 12.09.2018 um 14:05 Uhr
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Zwei gute Freunde: Ex-Ministerpräsident Silvio Berlusconi (l.) und Antonio Razzi.
Foto: zvg
Guido Felder

Das Resultat der italienischen Parlamentswahlen stand zwar bis Mitternacht noch nicht fest, doch eines war sicher: Antonio Razzi (70), der 52 Jahre in Emmen LU gewohnt und als Auslanditaliener zwölf Jahre in Rom im Parlament mitgewirkt hatte, gilt als einer der grossen Verlierer. Berlusconis Partei Forza Italia hat ihn wenige Wochen vor den Wahlen von der Liste gestrichen – ohne dass er es gewusst hat! Es war die zweite massive Niederlage, die der schillernde Politiker innert kurzer Zeit einstecken musste. 

Razzi war 1965 als 17-Jähriger aus den Abruzzen in die Schweiz ausgewandert. In der damals florierenden Textilindustrie in Emmenbrücke LU machte der Italiener Karriere, engagierte sich in der Feuerwehr und gründete Einwanderervereine.

2006 begann seine politische Karriere. Seine Landsleute wählten ihn als Auslanditaliener ins Abgeordnetenhaus in Rom. 2008 wurde er wiedergewählt, 2013 schaffte er den Wechsel in den italienischen Senat.

Für Einbürgerung nicht geeignet

Den ersten grossen Dämpfer musste Razzi im vergangenen Herbst einstecken. «Ich wollte mich 52 Jahre nach meiner Auswanderung in Emmen einbürgern lassen. Leider ist das gescheitert», sagte Razzi zu BLICK. 

Antonio Razzi hat sein Gesuch nach der intensiven Befragung vor der Bürgerrechtskommission von sich aus zurückgezogen. Wie einem Schreiben der Gemeinde Emmen zu entnehmen ist, wird der Rückzug «durch die zurzeit fehlenden Voraussetzungen für eine Einbürgerung» begründet. «Ich habe Antworten nicht gewusst, weil ich wegen meiner vielen Italien-Aufenthalte viel vergessen hatte», sagt Razzi. 

Von der Wahlliste gestrichen

Nach diesem Dämpfer kehrte Razzi der Schweiz den Rücken. Seit dem 11. Januar dieses Jahres wohnt er mit seiner spanischen Ehefrau Maria Jesus (67) offiziell in Pescara (I) am Meer. Von hier aus wollte er seinen Sitz im Senat verteidigen.

Es blieb beim «wollte». Denn in Italien folgte die zweite Ohrfeige. Kurz vor den Wahlen hatte ihn die Berlusconi-Partei Forza Italia überraschend von der Liste gestrichen, ohne ihn zu informieren. Razzi hatte sich sicher gefühlt, wiedergewählt zu werden, und für seine Werbung schon 20’000 Euro investiert.

«Das kostet die Partei Stimmen»

Die Abfuhr kam aus dem Wahlkreis Abruzzen, für den Razzi inzwischen kandidierte. Razzi: «Der regionale Wahlkoordinator schlug mir vor, doch wieder als Auslanditaliener anzutreten. Er ist vermutlich eifersüchtig auf meinen Erfolg.»

Er müsse diese Angelegenheit nun mit seinem Freund besprechen, dem ehemaligen Ministerpräsidenten Silvio Berlusconi (81), sagt Razzi. «Silvio hat mir gesagt, dass ich inzwischen berühmter sei als er, da keiner so oft wie ich von TV-Komiker Maurizio Crozza imitiert werde. Ich habe Tausende von Fans.» Razzi ist überzeugt: «Dass ich nicht auf der Liste stehe, wird die Forza Italia ein bis zwei Prozent der Wählerstimmen kosten.»

Mit Diktatoren befreundet

Berlusconi ist nicht der einzige schillernde Bekannte Razzis. Er kenne auch Nordkoreas Diktator Kim Jong Un (34) gut, habe sich 2010 beim ehemaligen libyschen Machthaber Muammar al-Gaddafi (†69) für die Freilassung der Schweizer Geiseln eingesetzt und Syriens Herrscher Bashar al-Assad (52) besucht.

Trotz der Abfuhr seiner eigenen Partei, zu der er 2013 von der linken Italia dei Valori gewechselt hatte, gibt Razzi nicht auf. Da die Koalitionsverhandlungen nach den Wahlen möglicherweise scheitern werden, glaubt er an Neuwahlen in einem halben Jahr. Razzi: «Man wird wieder von mir hören! Entweder trete ich bei Neuwahlen wieder an, sonst spätestens bei den Wahlen für das EU-Parlament im kommenden Jahr.» 

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