Die politische Führung der Kleinstadt ist ins Visier der Ermittler nach der Festnahme eines Beamten geraten, der als Mafia-Boss galt. Ermittler stellten fest, dass mit der Mafia verstrickte Personen Druck auf die Gemeinde für die Vergabe von Bauaufträgen ausgeübt haben könnten.
Die Regierung beschloss auch, die politische Führung dreier weiterer Gemeinden in Süditalien wegen Mafia-Verstrickungen ihrer Ämter zu entheben. Die Gemeinden wurden temporär unter die Kontrolle des Innenministeriums gestellt. Eine neue Führung soll bei Neuwahlen bestimmt werden.
Corleone, unweit von Palermo, hat seit Jahrzehnten einen anrüchigen Ruf. Das Buch «Der Pate» von Mario Puzo und dessen Verfilmungen mit Marlon Brando und Robert de Niro in der Rolle des Don Vito Corleone machte den Ort weltberühmt. Tatsächlich ist Corleone auch der Geburtsort einiger realer Mafiabosse: von dem 1993 gestorbenen Luciano Liggio über den im gleichen Jahr gefassten Toto Riina bis hin zu Bernardo Provenzano. Letzterer war 2006 nach 43 Jahren Flucht gefasst worden, er verstarb 83-jährig im Juli 2016 in Haft.
Bis in die 70er Jahre galt Palermo als Hochburg der Mafia, weil dort die einträglichsten Geschäfte im Bausektor und bei der Vergabe öffentlicher Aufträge winkten. Doch dann verlagerte sich das Zentrum in das einige Kilometer weiter südlich in den Bergen gelegene Corleone.
In den 80er Jahren brach der Clan aus Corleone mit äusserst brutalen Methoden und Hunderten von Toten die Vorherrschaft von Palermo. Riina etablierte sich als «Boss der Bosse». Erstmals wurden nun auch Richter, Politiker und ranghohe Polizisten in grosser Zahl ermordet.