Italien
Italienische Regierung ordnet Umzug von Flüchtlingen aus Riace an

Rom – Nach der Festnahme des Bürgermeisters von Riace hat das italienische Innenministerium angeordnet, die Migranten aus dem süditalienischen Dorf in Flüchtlingsunterkünften unterzubringen. Das Ministerium teilte am Samstag mit, die Umzüge sollen nächste Woche beginnen.
Publiziert: 14.10.2018 um 00:59 Uhr
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Aktualisiert: 15.10.2018 um 10:49 Uhr
Protesten zum Trotz hat das italienische Innenministerium im Dorf Riace im Süden des Landes den Umzug von Flüchtlingen angeordnet. (Archivbild)
Foto: KEYSTONE/EPA ANSA/MARCO COSTANTINO

Riaces Bürgermeister Domenico Lucano, der durch die erfolgreiche Integration von Flüchtlingen europaweit bekannt geworden war, war vor zehn Tagen festgenommen und unter Hausarrest gestellt worden. Die Staatsanwaltschaft ermittelt gegen Lucano wegen Beihilfe zur illegalen Einwanderung. Ihm wird unter anderem vorgeworfen, Scheinehen zwischen Bewohnern seines Dorfes und Migrantinnen arrangiert zu haben. Ausserdem soll er die Abfallentsorgung in Riace ohne Ausschreibung an Kooperativen von Migranten vergeben haben.

Modelldorf für Integration

Lucano hatte das 1800-Einwohner-Dorf in Kalabrien in den vergangenen Jahren zu einem Musterbeispiel für die Integration von Flüchtlingen gemacht. Er nahm dutzende Menschen etwa aus Afghanistan, Eritrea und dem Irak auf und quartierte sie in leerstehenden Häusern in dem von Abwanderung betroffenen Dorf ein. Die Dorfschule wurde wieder geöffnet, von Flüchtlingen und Dorfbewohnern neu eröffnete Geschäfte und Ateliers zogen Touristen an.

Lucano wurde 2016 wurde er von der Zeitschrift «Fortune» in die Liste der 50 einflussreichsten Persönlichkeiten aufgenommen, der deutsche Regisseur Wim Wenders drehte einen Film über ihn.

Seit dem Sommer regiert in Italien eine Regierung aus der populistischen Fünf-Sterne-Bewegung und der rechtsextremen Lega. Vor allem Vizeregierungschef und Innenminister Matteo Salvini von der Lega-Partei verfolgt einen flüchtlingsfeindlichen Kurs. Er lässt etwa keine Schiffe von Hilfsorganisationen mehr in italienische Häfen und will Asylbewerber in grösseren Flüchtlingszentren unterbringen.

Im Fall von Riace will Salvini offenbar verhindern, dass sich andere italienische Städte und Dörfer die Modellgemeinde zum Vorbild nehmen. Salvini hatte Lucanos Festnahme begrüsst und die «Gutmenschen» kritisiert, «die Italien mit Einwanderern vollstopfen wollen.» (SDA)

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