Gruppen junger Palästinenser hätten am späten Mittwochabend Feuerwerkskörper und Steine auf Polizisten geworfen und versucht, sich in der Al-Aksa-Moschee zu verbarrikadieren, teilte eine Sprecherin der Polizei am Donnerstagmorgen mit. Daraufhin hätten die Sicherheitskräfte eingegriffen. Palästinensischen Medienberichten zufolge setzte die Polizei Schlagstöcke, Tränengas und Gummigeschosse ein, um die Gläubigen aus der Moschee zu vertreiben. Nach Angaben des palästinensischen Rettungsdienstes Roter Halbmond wurden mehrere Palästinenser verletzt.
Ein Sprecher des palästinensischen Präsidenten Mahmud Abbas verurteilte in der Nacht zum Donnerstag «die Fortsetzung brutaler israelischer Angriffe auf Gläubige». Die Vorfälle gefährdeten die Bemühungen um Ruhe und Stabilität in der Region.
Der Tempelberg steht unter muslimischer Verwaltung, während Israel für die Sicherheit zuständig ist. Nach Angaben der israelischen Polizei ist es generell verboten, sich dort nachts aufzuhalten. Viele palästinensische Gläubige sehen darin ihr Recht zur Religionsausübung eingeschränkt. Der Tempelberg mit dem Felsendom und der Al-Aksa-Moschee ist die drittheiligste Stätte im Islam. Er ist jedoch auch Juden heilig, weil dort früher zwei jüdische Tempel standen.
Medienberichten zufolge kam es in der Nacht als Reaktion auf die Geschehnisse in Jerusalem in mehreren arabischen Städten Israels sowie im Westjordanland zu Konfrontationen mit israelischen Sicherheitskräften.
Erneut Raketenbeschuss aus Gaza
Aus dem Gazastreifen feuerten militante Palästinenser erneut mehrere Raketen in Richtung Israel ab. Im Grenzgebiet seien am frühen Donnerstagmorgen Warnsirenen zu hören gewesen, teilte das israelische Militär mit. Sieben Raketen sind demnach in der Luft explodiert. Fünf davon waren den Angaben nach auf israelisches Gebiet gerichtet, zwei davon auf das Mittelmeer. Am Abend vorher landete eine aus dem Gazastreifen abgeschossene Rakete auf israelischer Seite. Verletzt wurde niemand. In der Regel antwortet das israelische Militär nach einem solchen Beschuss mit einem Gegenangriff.
Die Gewalt hatte sich in der Nacht auf Mittwoch hochgeschaukelt, als es seit langem wieder zu heftigen Konfrontationen zwischen israelischen Sicherheitskräften und Dutzenden Palästinensern auf dem Tempelberg kam. 350 Menschen wurden festgenommen. Mindestens 40 Menschen wurden nach Angaben von Rettungssanitätern durch Schläge und Gummigeschosse der Polizei verletzt.
Pessach, Ramadan und Ostern zur gleichen Zeit
Vor Beginn des muslimischen Fastenmonats Ramadan vor rund zwei Wochen war eine Verschärfung der ohnehin angespannten Sicherheitslage im Land befürchtet worden. Aktuell kommen besonders viele Muslime zum Tempelberg, um während des Fastenmonats dort zu beten. Am Mittwoch begann zudem das einwöchige jüdische Pessachfest. Einer der Bräuche ist dabei eine Wallfahrt nach Jerusalem. Zudem stehen mehrere Feiern über Ostern in der Altstadt bevor.
In den vergangenen Jahren kam es auf dem Gelände um die Al-Aksa-Moschee immer wieder zu gewalttätigen Konfrontationen. Im Jahr 2021 eskalierte die Situation zu einem elftägigen Konflikt zwischen Israel und der Hamas.
Israel hatte 1967 das Westjordanland und Ost-Jerusalem erobert. Dort leben heute mehr als 600 000 israelische Siedler. Die Palästinenser beanspruchen die Gebiete für einen unabhängigen Staat Palästina mit dem arabisch geprägten Ostteil Jerusalems als Hauptstadt.
(SDA)