Rabbiner starb an Corona
Tausende Ultraorthodoxer bei Begräbnis in Jerusalem

Tausende strengreligiöser Juden haben am Sonntag an einem Begräbnis in Jerusalem teilgenommen und damit gegen die Corona-Vorschriften verstossen.
Publiziert: 31.01.2021 um 15:20 Uhr
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Aktualisiert: 01.02.2021 um 09:07 Uhr
Tausende von ultraorthodoxen Juden nehmen an der Beerdigung des Rabbiners Meshulam Dovid Soloveitchik teil. Foto: Ariel Schalit/AP/dpa
Foto: Ariel Schalit

Beigesetzt wurde ein einflussreicher Rabbiner, der nach israelischen Medienberichten im Alter von 99 Jahren gestorben war. Er habe sich im vergangenen Jahr mit dem Coronavirus infiziert, hiess es. Auf Videoaufnahmen war zu sehen, wie tausende Ultraorthodoxer ungehindert und dicht gedrängt auf den Friedhof strömten. Viele von ihnen trugen keine Masken.

Verteidigungsminister Benny Gantz verurteilte die Verstösse gegen den seit drei Wochen herrschenden Lockdown scharf. «So sieht eine ungleiche Umsetzung von Regeln aus», schrieb er bei Twitter zu der Massenteilnahme an dem Begräbnis. «Millionen von Familien und Kindern sind zu Hause eingeschlossen und halten sich an die Regeln, während Tausende Ultraorthodoxer sich auf einem Begräbnis drängen, die meisten auch ohne Masken.» Er sei nicht bereit, der Verlängerung eines solchen «Fake-Lockdowns» zuzustimmen. Die Regeln müssten für alle oder für niemanden gelten.

Ministerpräsident Benjamin Netanjahu hatte die Polizei zuletzt dazu aufgerufen, gegen alle Gesetzesbrecher mit «eiserner Faust» vorzugehen. Es kam jedoch zu immer neuen Verstössen. Die Regierungen Netanjahus hatten sich in den vergangenen Jahren auch auf ultraorthodoxe Parteien gestützt. Viele Kritiker warfen dem 71-Jährigen in der Corona-Krise wiederholt vor, zu viel Rücksicht auf die Interessen der Strengreligiösen zu nehmen. Am 23. März wird in Israel zum vierten Mal binnen rund zwei Jahren gewählt. Netanjahu will erneut Ministerpräsident werden.

Viele Ultraorthodoxe fühlen sich nicht vom Staat Israel vertreten. Sie leben teilweise in einer Art Parallelwelt und folgen eher Vorgaben ihrer Rabbiner als denen des Staates. Ein grosser Teil der Corona-Neuinfektionen wurde zuletzt unter den Strengreligiösen verzeichnet. In ultraorthodoxen jüdischen Wohnvierteln leben häufig grössere Familien auf engem Raum zusammen.

Der Lockdown endet in der Nacht zum Montag automatisch. Das Gesundheitsministerium dringt angesichts der hohen Infektionszahlen auf eine Verlängerung der Massnahmen.

(SDA)

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