Im TV blieb der Bildschirm schwarz. Die Website des Senders war offline. Auch die Seiten des Senders auf den sozialen Netzwerken wurden gehackt. Dort war das Bild eines IS-Kämpfers zu sehen – so prangerten die Cyber-Terroristen Frankreichs Militäreinsatz gegen den IS an.
Der Angriff auf TV5Monde, eine französischsprachige Sendergruppe, die weltweit ausgestrahlt wird, hatte gestern Abend gegen 22 Uhr begonnen. «Wir sind nicht mehr imstande, irgendeinen unserer Kanäle auszustrahlen», sagte da Senderchef Yves Bigot der Nachrichtenagentur AFP. Auch über seine Website und seine Konten in sozialen Netzwerken habe TV5Monde keine Kontrolle mehr.
Gegen 1 Uhr in der Nacht konnte der Sender seinen Betrieb wieder aufnehmen. Über seine Facebookseite hatte der Sender schon um Mitternacht die Kontrolle zurückerlangt. Die Website des Senders funktioniert aber nach wie vor nicht und ist mit einem Wartungshinweis versehen.
«CyberKalifat» führt «Cyber-Dschihad» weiter
Auf der Facebook-Seite von TV5Monde hatten die Hacker zuvor Dokumente veröffentlicht. Dabei handelte es sich nach ihren Angaben um Ausweise und Lebensläufe von Familienmitgliedern von französischen Militärangehörigen, die an Einsätzen gegen den IS beteiligt seien.
«Soldaten Frankreichs, haltet Euch vom Islamischen Staat fern!», warnten die Hacker. «Ihr habt die Chance, das Leben Eurer Familie zu retten, nutzt sie.» Weiter hiess es: «Im Namen Allahs, des Allergütigsten, des sehr Barmherzigen, führt das CyberKalifat weiter seinen Cyber-Dschihad gegen die Feinde des Islamischen Staates.» Das CyberKalifat suche derzeit nach den «Familien der Militärs, die sich an die Amerikaner verkauft haben».
Die Hacker warfen Frankreichs Staatschef François Hollande vor, mit der Beteiligung an dem Militäreinsatz der US-geführten Koalition gegen den IS im Irak und in Syrien einen «unverzeihlichen Fehler» gemacht zu haben. «Darum haben die Franzosen die Geschenke bei 'Charlie Hebdo' und Hyper Cacher erhalten», hiess es.
Regierung sperrte Mitte März islamistische Sites
Im Januar hatten islamistische Attentäter bei einer Anschlagsserie in Paris 17 Menschen getötet. Die Brüder Chérif und Said Kouachi erschossen im Zuge ihres Angriffs auf die Satirezeitung «Charlie Hebdo» zwölf Menschen, der Islamist Amédy Coulibaly wird für die tödlichen Schüsse auf eine Polizistin in Montrouge südlich der Hauptstadt und die blutige Geiselnahme in einem jüdischen Supermarkt mit vier Toten verantwortlich gemacht.
Mitte März wurde in Frankreich erstmals nach der Verabschiedung eines neuen Anti-Terror-Gesetzes der Zugang zu Internetseiten wegen terrorverherrlichender Inhalte blockiert. Gesperrt wurde der Zugang zu fünf Websites, darunter der Internetauftritt des Al-Hayat Media Center, das Propaganda für den IS gemacht hatte. (sda/pin/lex)