IS-Terroristen stürmen Pasta-Plausch in Bangladesch
Italo-Schweizer Vincenzo (†46) stirbt im Kugelhagel

Das Abschiedsessen im Lieblingscafé in Dhaka wurde auch für den schweizstämmigen Vincenzo D`Allestro (46) zur tödlichen Falle.
Publiziert: 04.07.2016 um 21:01 Uhr
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Aktualisiert: 30.09.2018 um 20:58 Uhr
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Vincenzo d’Allestro (†46) reiste häufig in das südasiatische Land.
Myrte Müller

Es ist Freitagabend. Zehn Geschäftsleute aus Italien wollen am Wochenende nach Hause. Sie bestellen Pasta in der Holey Artisan Bakery im Zentrum von Dhaka in Bangladesch. Doch das Abschiedsessen endet tödlich.

Als Jacopo Bioni (34) die Spaghetti in der Küche des Cafés in den Topf wirft, hört er plötzlich Schüsse. IS-Terroristen haben das westlich geprägte Lokal gestürmt, schreien: «Allahu akbar.» Während der italienische Koch übers Dach entkommt, richten die Attentäter ein Massaker an.

Die Killer gehen gezielt auf die Ausländer los. Sie haben Sprengstoff und Schusswaffen dabei, schwingen Macheten. Wer keine Verse aus dem Koran rezitieren kann, wird gefoltert – und dann massakriert. Vier Stunden dauert das Blutbad. Dann greift das Sondereinsatzkommando der Polizei ein. Es befreit 13 Menschen und tötet sechs Dschihadisten. 20 Geiseln sterben. Neun sind Italiener, sieben Japaner, zwei Bangla­descher, eine Inderin und ein Amerikaner.

«Wir haben noch am Freitagmorgen über Whatsapp gesprochen»

Auch Vincenzo d’Allestro (†46) ist unter den Toten. In Wetzikon ZH geboren, zog er mit seinen Eltern in die Nähe von Neapel, übernahm die Textilfirma seines Vaters. Er war häufig in Bangladesch. Und so oft er konnte, reiste er in die Schweiz zu seinen Verwandten.

«Wir haben noch am Freitagmorgen über Whatsapp gesprochen», sagt Cousin Mario Accaputo aus Gossau ZH zu BLICK, «er war fröhlich, freute sich auf zu Hause.» Das letzte Mal sei Vincenzo im März zum Geburtstag seiner Tante nach Gossau gereist. Jetzt packt der Cousin die Koffer. «Wir fahren nach Rom, wollen Vincenzos Leichnam in Empfang nehmen und ihn beerdigen.»

Gianni Galeazzo Boschetti quälen Schuldgefühle. Er wollte draussen telefonieren, Ehefrau Claudia d’Antona (†56) blieb im Lokal. Als die Terrorgruppe das Café stürmt, versteckt er sich und alarmiert die Botschaft. Jetzt sagt er unter Tränen: «Ich hockte hinter einem Busch, als meine Frau starb.»

«Ita­lien ist in Tränen aufgelöst»

Italien trauert. Jedes Opfer erhält in den Medien ein Gesicht. Simona Monti (†33) ist schwanger, als die Killer auf sie ein­stechen. Für Unternehmerin Nadia Benedetti (†52) ist Bangladesch ein zweites Zuhause. Adele Puglisi (†54) liebt das Reisen. Maria Riboli (†33) hat eine kleine Tochter (3) wie auch Marco Tondat (†39). Sein Kind ist fünf. Christian Rossi (†47) hinterlässt Zwillinge (3). «Ita­lien ist in Tränen aufgelöst», sagt Ministerpräsident Matteo Renzi (41). Doch dem Terror werde es sich nicht ergeben. Die Killer sind identifiziert: Es handelt sich um junge Bangladescher aus wohlhabenden Familien.

Terror in Bagdad fordert 126 Tote

Bagdad – Am Wochenende explodierten in der Hauptstadt des Iraks gleich zwei Autobomben. Dabei starben mindestens 126 Menschen, 25 davon sind Kinder. Das erste Attentat traf das Einkaufsviertel Karrada, wo Festlichkeiten zum Ramadan gefeiert wurden. Wenig später sprengte sich ein Selbstmordattentäter im Norden Bagdads in die Luft. Der Anschlag in Karrada gilt als der ­blutigste im Irak in diesem Jahr.

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