Ayoub B. (27) hat sich heute beim Betreten des Gerichts einen Aktenordner vors Gesicht gehalten. Zusammen mit Ebrahim H.B. (26) muss er sich im deutschen Celle wegen Mitgliedschaft in einer terroristischen Organisation und der Vorbereitung einer staatsgefährdenden Gewalttat verantworten. Den beiden drohen bis zu zehn Jahre Gefängnis.
«Dachte, es sei eine Islamunterricht-Reise»
Den Männern aus Wolfsburg wird vorgeworfen, für den Islamischen Staat (IS) in den Kampf gezogen zu sein. Vor Gericht wollte Ayoub B. heute den Richtern über seinen Anwalt klarmachen, dass er in die Fänge des IS geraten sei, ohne dies zu wollen. Ayoub B. sei nicht zum Kämpfen in die syrische Grenzstadt Bukamal gereist. Er sei davon ausgegangen, dass es sich um einen Bildungs-Ausflug handelte. «Ich dachte, das sei eine Islamunterricht-Reise», heisst es in einer Erklärung laut der Nachrichtenseite «bild.de».
Die Staatsanwaltschaft glaubt, dass der IS-Rückkehrer am 11. August 2014 an Kämpfen in Bukamal beteiligt war. Ayoub B. sagt, er sei gezwungen worden, sich dem IS anzuschliessen. Er habe jedoch nie an Kampfhandlungen teilgenommen, sondern habe nur Krankentransporte gefahren.
Unter falschem Vorwand geflohen?
Unter dem Vorwand, seine Verlobte aus der Türkei nach Syrien zu holen, sei ihm schliesslich die Flucht gelungen. «Am liebsten würde ich die Zeit vergessen machen», heisst es in der Erklärung.
Die Staatsanwaltschaft will Ayoub B. nicht glauben, dass er mit dem IS nichts am Hut hat: «Sie haben Ihre Ideologie nicht aufgegeben», hiess es heute im Gericht.
Nach seiner Festnahme Anfang Jahr hatte sich der 27-Jährige noch geweigert, einer Polizistin die Hand zu geben. «Frauen gebe ich grundsätzlich nicht die Hand», sagte er. Auf die Frage, weshalb er dies so gesagt habe, sagte der Angeklagte: «Ihr wolltet den Terroristen haben, ich habe ihn euch gegeben. Ich stand sehr unter Druck.»
Der Mitangeklagte Ebrahim H.B. soll einen Selbstmordanschlag in Bagdad geplant haben. Er wird morgen zu den gegen ihn vorgebrachten Vorwürfen Stellung nehmen. (noo)