Dies erklärte die Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte am Montagabend. Die Extremisten verlieren damit ihre wichtigste Nachschubroute in die Türkei. Zuvor waren bereits Tausende Menschen vor den Kämpfen in Tell Abjad in Richtung des Nachbarlandes geflohen.
Die kurdischen Volksschutzeinheiten (YPG) seien bei ihrem Vormarsch von Rebellen der Freien Syrischen Armee (FSA) und Luftangriffen der internationalen Koalition unterstützt worden, meldeten die Menschenrechtsbeobachter.
In Tell Abjad gebe es nur noch wenige kleine IS-Stellungen. Mindestens 40 Extremisten seien auf der Flucht durch Luftangriffe getötet worden.
Der IS verliert mit dem Vormarsch der Kurden die Kontrolle über einen wichtigen Teil der Grenze. Damit wird die schnellste Verbindung zwischen der IS-Hochburg Al-Rakka und der Türkei abgeschnitten.
Mit der vollständigen Einnahme Tell Abjads können die Kurden zugleich die von ihnen kontrollierten Gebiete um die Stadt Kobane im Norden und die Stadt Kamischli im Nordosten des Landes vereinen. Ende Januar hatten die Kurden den IS bereits aus Kobane vertrieben.
Die türkische Nachrichtenagentur Anadolu berichtete, nach Öffnung der Grenze am Sonntagabend hätten 2800 Flüchtlinge den Übergang zur türkischen Stadt Akcakale passiert. Die Nachrichtenagentur DHA meldete sogar 4630 Flüchtlinge. Aus der Region sind in den vergangenen zwei Wochen nach Angaben von Anadolu rund 20'000 Syrer in die Türkei geflohen.
Die türkischen Behörden hatten die Grenze am Sonntagabend und dann wieder am Montag geöffnet. Zuvor hätten IS-Kämpfer Zivilisten, die in brütender Hitze an der Grenze warteten, zurück nach Tell Abjad gezwungen. Anadolu berichtete, bei den Flüchtlingen handele es sich vor allem um Turkmenen und Araber.
Die kurdischen Volksschutzeinheiten sind mit der verbotenen kurdischen Arbeiterpartei PKK verbunden. Die Türkei verdächtigt die YPG, bei ihrem Vormarsch Turkmenen und Araber aus deren Siedlungsgebieten zu vertreiben. Ein Bündnis von islamistischen Rebellengruppen warf den Kurden am Montag in einer Erklärung eine «ethnische Säuberung» vor.
Die Regierung in Ankara befürchtet zudem, die Kurden könnten in Syrien einen eigenen Staat ausrufen und Unabhängigkeitsbestrebungen der Kurden in der Türkei befördern. In der Türkei haben nach UNO-Angaben mehr als 1,7 Millionen Syrer Zuflucht gesucht.